Köln (epd). Mit einer Trauerfeier haben Angehörige und Freunde sowie Vertreter von Kirche, Gesellschaft und Politik am Freitag in Köln Abschied vom früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und rheinischen Präses Manfred Kock genommen. Er war am 11. September im Alter von 88 Jahren gestorben. In dem Gottesdienst in der Kölner Trinitatiskirche würdigten Redner Kocks vielfältiges Engagement in Kirche und Welt, das sich aus einem tiefen Glauben gespeist habe. Der Theologe habe sich insbesondere um die Ökumene und um ethische Fragen verdient gemacht.
Kock stand von 1997 bis 2003 an der Spitze der rheinischen Landeskirche und der EKD. In Köln war er Jugend- und Gemeindepfarrer, später Superintendent und ab 1988 Stadtsuperintendent. Er galt in seinen Spitzenämtern als ausgleichender Moderator und stand für eine gesellschaftlich und politisch engagierte Kirche, die sich öffentlich zu aktuellen Fragen äußert.
Für Kock habe Christsein bedeutet, aus dem Glauben heraus die Welt in den Blick zu nehmen und Verantwortung zu tragen, sagte Nikolaus Schneider, der Kock 2003 im Amt des rheinischen Präses gefolgt und später ebenfalls EKD-Ratsvorsitzender war, in seiner Predigt. Kock seien „viele Ansätze gelungen, die Zeichen der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit erkennbar und erfahrbar machten“. Eine realistische und schonungslose Sicht auf die Welt habe er mit einem „widerständigen Gottvertrauen“ verbunden und die eigene Zeit und die eigenen Hände in den Dienst für andere Menschen und für seine Kirche gestellt.
Sein Gottvertrauen habe Kock einen „weiten Raum für sein Denken, Reden und Handeln eröffnet“, sagte Schneider. „In diesem weiten Raum wurden für ihn etwa manche der Grenzen zwischen den Konfessionen zweitrangig.“ Kock habe Protestanten und Katholiken gemeinsam herausgefordert gesehen, sich als Christen gegen „das Gift der oberflächlichen Gleichgültigkeit“ und gegen alle zu stellen, „die mit militärischer Macht die Welt zu ordnen trachten“.
Der amtierende rheinische Präses Thorsten Latzel würdigte Kock als Brückenbauer, Seelsorger und „Ökumeniker des Herzens“. Als ein Mensch des Dialogs habe er gut zuhören können, sei „ethisch klar und unbeirrt konstruktiv“ gewesen und habe sich auch in kritischen Zeiten nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Kocks Sohn Ulrich Kock-Blunk, Pfarrer der Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide, sagte, sein Vater habe einen Glauben vorgelebt, der „die Widersprüche des Lebens nicht zukleistert“ und auch Zweifel zulässt. Sein Vater habe sich für Menschen eingesetzt, die im Alltag unter die Räder geraten sind, und daran gearbeitet, „dass der Horizont unserer bürgerlichen Kirche sich erweitert auf die Menschen und Gesellschaften der Zweidrittelwelt“. Kritisch habe er sich geäußert „über die Arroganz der Mächtigen, über die Borniertheit von Funktionären und über die Trägheit von Menschen um ihn herum“.
Zu den prominenten Gästen der Trauerfeier gehörten die scheidende Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), EKD-Auslandsbischof Frank Kopania, der katholische Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer.