Hadamar (epd). Beim Festakt zur Neugestaltung der NS-Gedenkstätte Hadamar bei Limburg hat Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) der Gedenkstätte eine zentrale Bedeutung für Deutschland zugeschrieben. Die nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen an behinderten und kranken Menschen „offenbaren eine erschütternde Entgrenzung staatlicher Gewalt und müssen uns auf ewig Mahnung sein“, erklärte Weimer in einer Botschaft am Donnerstag nach Angaben des Landeswohlfahrtsverbands (LWV) Hessen. Die historische Gedenkstätte wird in den kommenden rund fünf Jahren umfassend saniert und modernisiert.
Die Bauarbeiten an der Gedenkstätte haben im August begonnen und sollen rund fünf Jahre dauern. Der Umbau erfolgt bei laufendem Betrieb, Schulklassen werden weiterhin empfangen. Die Gesamtkosten in Höhe von rund 16,6 Millionen Euro teilen sich Bund, Land und der LWV Hessen als Träger zu ungefähr je einem Drittel.
Das historische Gebäude der ehemaligen, von den Nationalsozialisten zur Tötungsanstalt umfunktionierten Landesheilanstalt Hadamar werde denkmalgerecht saniert, barrierearm zugänglich gemacht und in Gänze für die neue Ausstellung geöffnet, erläuterte der Leiter der Gedenkstätte, Jan Erik Schulte, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Erstmals werde ein Rundgang für die Besucherinnen und Besucher eingerichtet. Die künftige Dauerausstellung werde um das Dreifache vergrößert und auf Grundlage aktueller Forschungen neu konzipiert. Interaktive Medien und Vertiefungsstationen sollen die Besucherinnen und Besucher ansprechen und die Bedürfnisse von Geh-, Seh- und Höreingeschränkten berücksichtigen.
In der ehemaligen Landesheilanstalt auf dem Mönchberg in Hadamar waren im Rahmen der „Aktion T4“ allein 1941 mehr als 10.000 kranke und behinderte Menschen als „unwertes Leben“ vergast worden. Weitere 4.440 Kranke wurden zwischen 1942 und 1945 umgebracht, indem ihnen die dort tätigen Ärzte und ihr Personal gezielt tödliche Injektionen und überdosierte Medikamente gaben oder sie verhungern ließen.