Frankfurt a.M. (epd). Der langjährige Betroffenenvertreter Detlev Zander lässt sein Amt als Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie ruhen. Hintergrund seien unterschiedliche Auffassungen darüber, was Aufarbeitung ist und wie man sie vorantreibe, sagte Zander dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Diese Unklarheit besteht einerseits in der EKD und in der Diakonie, aber eben auch unter uns Betroffenen, die wir im Beteiligungsforum mitarbeiten.“
Das Beteiligungsforum besteht seit 2022. Es ist das zentrale Gremium der evangelischen Kirche und ihres Sozialverbandes Diakonie, in dem über die Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt gesprochen wird. Ihm gehören 17 Mitglieder an, neun Betroffene und acht Vertreter der Institution. Zander war von Beginn an Sprecher der Betroffenenvertretung. Er gehörte auch schon zuvor einem Betroffenenbeirat an, der 2021 von der EKD aufgelöst wurde. Alleinige Sprecherin ist nun Nancy Janz, wie aus einer Erklärung auf der Internetseite der EKD hervorgeht, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Zander sagte, er lasse sein Amt ruhen, um aktuelle Spannungen nicht weiter zu eskalieren: „Ich möchte unsere inhaltliche Arbeit schützen. Das bedeutet aber nicht, dass ich zurücktrete. Ich arbeite inhaltlich und politisch weiter. Und meine Stimme wird unverändert laut und hörbar sein.“
Die Spannungen unter den Betroffenenvertretern seien auch darauf zurückzuführen, dass er sich nach innen und außen klar politisch zur Aufarbeitungspraxis äußere. „Seit mehr als zehn Jahren spreche ich öffentlich über Missbrauch und fordere Aufarbeitung und Konsequenzen. Schon als Kind in der Brüdergemeinde in Korntal, wo der Missbrauch passierte, wurde ich zum Schweigen gebracht. Als ich an die Öffentlichkeit ging und den Aufarbeitungsprozess angestoßen habe, wollte man mich wieder mundtot machen. Und jetzt schweige ich nicht mehr“, sagte Zander.
Es gebe Probleme bei der Aufarbeitung, und die müssten angesprochen werden, sagte er. Beispielsweise bei der Arbeit der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen gebe es in Württemberg Schwierigkeiten bei der Betroffenenvertretung. Auch in Niedersachsen gebe es noch keine funktionierende Kommission. Letztlich gehe es auch um die Frage, wie viele Ressourcen EKD und Diakonie für die Aufarbeitung einsetzen wollten. „Ich will nicht immer hören, wir müssten sparen. Es geht um Menschen, die schlimmste Gewalt erlebt haben. Ihnen sind wir etwas schuldig“, sagte Zander.