Bischöfin Hofmann wirbt für neue Streitkultur

Bischöfin Hofmann wirbt für neue Streitkultur

Frankfurt a.M. (epd). Die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann hat vor einem Verlust der Streitkultur in Deutschland gewarnt. „Aus dem Ringen um das bessere Argument ist über weite Strecken pure Polemik geworden“, sagte die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Mittwoch auf dem Jahresempfang des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in Deutschland (aeu) in Frankfurt am Main. Immer mehr Menschen verlernten das Streiten als gemeinsame Suche nach dem besten Weg, weil sie sich vorrangig in Blasen gleichdenkender Menschen bewegten. Damit gehe etwas verloren, „das fundamental für unsere Demokratie und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist“.

„Die Streitkultur in unserem Land verändert sich gerade dramatisch“, fügte Hofmann hinzu. In den sozialen Medien gelte häufig: „Wer etwas sagt oder schreibt, das mir nicht passt, dem schreibe oder schreie ich meine Verachtung und meinen Hass entgegen.“ Meist geschehe das anonym, nicht von Angesicht zu Angesicht. „Das ist anders, als Auge in Auge über etwas zu streiten“, sagte Hofmann in der Deutschen Bank in Frankfurt.

Studien zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zeigten, dass immer weniger Menschen an öffentlichen Debatten um politische oder gesellschaftliche Themen teilnehmen, „weil sie sich vor Verleumdung fürchten oder keinen Sinn mehr in dieser Art von Debatte sehen“, sagte Hofmann weiter. In den Wahlkämpfen der letzten Monate sei immer seltener sachlich über die besten Lösungen für die Herausforderungen der deutschen Gesellschaft gerungen worden: „Stattdessen werden Andersdenkende verunglimpft und Diskurse emotionalisiert.“

Beate Hofmann war unter anderem Professorin für Diakoniewissenschaft und -management an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und forschte zum Thema Unternehmenskultur. Seit 2019 ist sie Bischöfin der kurhessischen Kirche mit Sitz in Kassel.

Der 1966 gegründete Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer in Deutschland e. V. (aeu) mit Sitz in Berlin versteht sich als Netzwerk protestantischer Unternehmer, Manager und Führungskräfte. Zu seinen Aufgaben gehören der Dialog mit Kirchenleitenden, die Organisation von fachlichem Austausch sowie Angebote zur Glaubensvergewisserung.