Hilfsorganisation: Zahl von Amputationen bei Kindern in Gaza steigt

Hilfsorganisation: Zahl von Amputationen bei Kindern in Gaza steigt

Frankfurt a.M., Amman (epd). Nach knapp zwei Jahren Krieg im Gaza-Streifen nehmen schwerste Verletzungen von Kindern laut International Rescue Committee (IRC) zu. Auch die Zahl der Amputationen infolge dieser Verwundungen steige an, erklärte die Hilfsorganisation am Mittwoch. „Gaza hält inzwischen den erschütternden Rekord der weltweit höchsten Zahl an amputierten Kindern pro Kopf“, hieß es weiter. Schätzungen zufolge seien es bis zu 4.000 seit Kriegsbeginn.

Auch psychisch gehörten die Kinder, die teils mehrere Angehörige verloren hätten, zu den Hauptleidtragenden. Sie litten unter Angstzuständen, Albträumen, plötzlicher Aggression oder der ständigen Furcht, allein gelassen zu werden. 70 Prozent der Kinder in Gaza hätten Schlafstörungen, fast jedes fünfte Kind ziehe sich zurück oder spreche kaum, erklärte das IRC zu ihrer Analyse des Hilfebedarfs in dem palästinensischen Gebiet.

Das Leid werde durch extreme Ernährungsunsicherheit zusätzlich verschärft. Jedes dritte Kind unter drei Jahren habe in den 24 Stunden vor der Befragung zur Bedarfserhebung einen ganzen Tag lang nichts gegessen. Fast drei Viertel der Familien mit Kindern unter fünf Jahren hätten über sichtbare Anzeichen von Unterernährung berichtet. Viele Familien ließen Mahlzeiten aus, verkleinerten Portionen und hätten kaum oder gar keinen Zugang zu proteinreichen oder frischen Lebensmitteln.

Prothesen und Reha-Angebote seien knapp, Traumatherapie sei kaum verfügbar, beklagte die Hilfsorganisation. Und Hilfsgüter erreichten Gaza aufgrund der israelischen Blockade für Lieferungen in den Küstenstreifen kaum. Damit Kinder den Schutz, die Nahrung und die Versorgung erhielten, die sie dringend bräuchten, sei schneller und ungehinderter humanitärer Zugang nötig. Die Bedarfsanalyse erfolgte den Angaben zufolge im vergangenen Monat unter rund 470 Familien in Gaza-Stadt, Dir El Balah und Teilen von Chan Junis.