Mainz (epd). 80 Jahre nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hat die Mainzer Ruinenkirche St. Christoph wieder eine angedeutete Turmspitze erhalten. Die rund 20 Meter hohe und 15 Tonnen schwere Stahlkonstruktion wurde am Dienstag nach mehrstündiger Vorbereitung mit einem Spezialkran auf den Turmschaft gehoben. Das Stahlskelett nach Plänen des Mainzer Büros „Bonn Architekten“ bildet die Grate und Kehlen der historischen Turmspitze ab. Die Christophskirche, die in der Nachkriegszeit zur Gedenkstätte für Kriegsopfer wurde, erhalte mit dem nun wieder stadtbildprägenden Turm ein Wahrzeichen, das „weit über Mainz hinaus Wirkung zeigen wird“, erklärte die städtische Baudezernentin Marianne Grosse (SPD).
Bei notwendig gewordenen langjährigen Sanierungsarbeiten an der Kirchenruine sei bewusst auf eine Rekonstruktion des Turms verzichtet worden, sagte die Kommunalpolitikerin: „Wir wollten diesen Bruch in der Geschichte deutlich machen.“ Künftig soll es nach Voranmeldung auch möglich sein, über eine neu angelegte Außentreppe in 30 Metern Höhe eine Aussichtsplattform auf dem Turm zu besuchen, die den Blick auf die Mainzer Altstadt eröffnet. Für die Sanierung fielen nach Angaben der Stadt Kosten von knapp 3,5 Millionen Euro an, von denen private Spender einen erheblichen Teil übernommen hatten.
Die frühgotische Kirche St. Christoph, in der im 15. Jahrhundert vermutlich der Buchdruck-Erfinder Johannes Gutenberg getauft worden war, wurde bei alliierten Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört. Bereits 1942 war sie nach einem Treffer ausgebrannt. Beim schwersten Bombenangriff auf Mainz am 27. Februar 1945 stürzte das zentrale Gewölbe ein.
Im Gegensatz zu anderen Innenstadtkirchen wurde die Christophskirche in der Nachkriegszeit bis auf den Chorraum nicht wieder instand gesetzt. Stattdessen fiel die Entscheidung, sie als Mahnmal zu erhalten.Neben städtischen Gedenkfeiern finden dort auch regelmäßig ökumenische Friedensgebete statt.