Nairobi, Lilongwe (epd). In Malawi waren die Menschen am Dienstag aufgerufen, einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament zu wählen. Wie die Wahlkommission erklärte, konnten alle Wahlstationen um sechs Uhr morgens öffnen. Medienberichten zufolge bildeten sich schon ab 4.30 Uhr die ersten Schlangen. Ein Teil der Wahllokale befand sich im Freien, auch um für mehr Transparenz zu sorgen. Zudem waren mehrere Wahlbeobachtungsmissionen im Einsatz, darunter eine der Europäischen Union.
Für das Präsidentenamt treten - wie schon 2020 - Lazarus Chakwera (70) und Peter Mutharika (85) gegeneinander an. Der aktuelle Amtsinhaber Chakwera siegte vor fünf Jahren mit 59 Prozent der Stimmen gegen den damaligen Regierungschef Mutharika. Bis mittags hatte etwa die Hälfte der 7,2 Millionen registrierten Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, wie lokale Medien unter Berufung auf die Wahlkommission berichteten.
Derweil wurde der vermutete Kauf von Stimmen publik. In etwa neun Prozent der geprüften Wahllokale seien derlei Verfälle beobachtet worden, erklärte die malawische Wahlbeobachtungsmission ESR laut dem Nachrichtenportal „Atlas Malawi“.
Im Schatten einer Wirtschaftskrise war der Wahlkampf in den vergangenen Wochen von Bildungs- und Jugendthemen bestimmt. Das Durchschnittsalter in Malawi liegt bei 18 Jahren, viele der zur Wahl Registrierten sind Erstwählerinnen und Erstwähler. Den 15 weiteren Kandidaten werden kaum Chancen ausgerechnet.
Chakweras Popularität ist laut lokalen Medienberichten stark eingebrochen. Während seiner Amtszeit gab es eine extreme Inflation, weshalb er alle Auslandsreisen von Regierungsmitgliedern strich und die Einkommenssteuer senkte. Doch die Folgen der Inflation sind in dem südostafrikanischen Land weiter zu spüren, beispielsweise an der Benzinpreiskrise: Weil Leute oft tagelang an Tankstellen auf Benzin warten, wurden spontane Wahlbüros an Tankstellen gefordert.
Chakwera war ursprünglich Theologe und leitete eine Universität für angehende Pfarrerinnen und Pfarrer, bevor er 2013 überraschend den Vorsitz der größten Oppositionspartei übernahm und ein Parlamentsmandat holte. Mutharika hingegen ist Anwalt und stammt aus einer Politikerfamilie. Vor ihm war bereits sein Bruder Bingu wa Mutharika Präsident von Malawi. Die Eltern waren in der britischen Kolonialzeit Lehrer an Missionsschulen.