Zürich, Santiago de Chile (epd). In der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile ist es in der Nacht zu Freitag (Ortszeit) bei Protesten zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Der Radiosender Bio Bio berichtete von Barrikaden in mehreren Stadtteilen, einem Schusswechsel mit der Polizei und mindestens zwei angezündeten Bussen des öffentlichen Personennahverkehrs. Anlass war der Jahrestag des Militärputsches 1973.
In vielen anderen Teilen des Landes fanden derweil friedliche Kundgebungen statt, die der Ermordeten während der Militärdiktatur in dem Land (1973-1990) gedachten. Am Nationalstadion versammelten sich Hunderte Personen, zündeten Kerzen an und riefen Parolen gegen die bis heute fehlende juristische Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen.
Am 11. September 1973 hatten Militär und Polizei in Chile, unterstützt vom US-Auslandsgeheimdienst CIA, gegen die demokratisch gewählte sozialistische Regierung unter Salvador Allende geputscht. Die Militärjunta unter der Führung von Augusto Pinochet regierte über die folgenden 17 Jahre das Land mit harter Hand. Laut offiziellen Zahlen ermordeten die Militärs mehr als 3.000 Personen, verhafteten und folterten über 28.000 Menschen. Zwar kehrte Chile 1990 zur Demokratie zurück, doch der ehemalige Diktator Pinochet blieb bis 1998 Oberbefehlshaber der chilenischen Streitkräfte. Pinochet starb im Jahr 2006, ohne dass ihm in Chile jemals der Prozess gemacht wurde.
Bereits am Donnerstag Morgen hatte die Regierung am Grab von Salvador Allende eine Gedenkveranstaltung organisiert. Präsident Gabriel Boric warnte dabei vor dem Aufflammen von Hassrede und Gewalt gegen die Opposition. Mit Blick auf das vom rechtslibertären Präsidenten Javier Milei regierte Argentinien sagte er: „Wir sehen, wie in einem Nachbarland Oppositionelle als Kakerlaken bezeichnet werden.“ Dies dürfe nicht zur Normalität werden, warnte der chilenische Präsident.