Syrien: Drusen fordern mehr humanitäre Hilfe für Provinz Suwaida

Syrien: Drusen fordern mehr humanitäre Hilfe für Provinz Suwaida

Berlin (epd). Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert mehr Engagement für die drusische Bevölkerung in der südsyrischen Provinz Suwaida. „Der Druck von Deutschland muss kommen. Es muss dringend ein sicherer Zugang zu dem Gebiet geschaffen werden“, sagte der Nahostreferent der Organisation, Kamal Sido, am Donnerstag in Berlin. Das Gebiet, in dem rund 650.000 Drusinnen und Drusen wohnten, stehe seit Juli unter einer humanitären Blockade. Es fehle an Lebensmitteln, Trinkwasser, Medikamenten und Treibstoff.

Die Krise begann im Juli mit Gefechten zwischen drusischen Kämpfern und sunnitischen Beduinen in der Provinz Suwaida, wo die Drusen, eine aus dem schiitischen Islam hervorgegangene Religionsgemeinschaft, die Bevölkerungsmehrheit stellen. Nach dem Einsatz syrischer Regierungstruppen griff auch Israel Ziele in Damaskus an, um nach eigenen Angaben die Drusen zu unterstützen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei den Kämpfen mehr als 1.000 Menschen getötet.

Fast 300 Drusinnen und Drusen seien entführt, Frauen vergewaltigt und Häuser zerstört worden, sagte die aus Suwaida stammende Drusin Ghada Bouhsas, die seit 2017 in Deutschland lebt. „Für uns als Drusen ist ein Leben unter der Herrschaft des islamistischen Regimes unmöglich. Dieses Regime versucht uns auszulöschen.“

Derzeit seien die rund 650.000 Drusen in Suwaida eingekesselt und es komme kaum humanitäre Hilfe in die Region, erklärte Maher Tyfour, der ebenfalls aus der Provinz kommt und derzeit als Lehrer in Sachsen arbeitet. Nicht nur die Lage in seiner Heimatregion treibe ihn um, auch in Deutschland sei er mehr und mehr Anfeindungen aus der syrischen Gemeinschaft ausgesetzt. Tyfour macht die Politik und die Desinformation des neuen Regimes für die Spaltung der Syrerinnen und Syrer verantwortlich. In Deutschland leben ihm zufolge rund 10.000 Drusinnen und Drusen.

Nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg hatte eine Rebellenkoalition unter Führung der islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) das diktatorische Regime des Präsidenten Baschar al-Assad in Syrien gestürzt. Ende Januar wurde HTS-Anführer Ahmed al-Scharaa zum Interimspräsidenten ernannt.