Köln, Berlin (epd). Der Paritätische Gesamtverband fordert zum Tag der Wohnungslosen ein Sofortprogramm gegen den Verlust der eigenen vier Wände. Hauptgeschäftsführer Joachim Rock sagte am Donnerstag im Deutschlandfunk zum offiziellen Ziel der Politik, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden: „Wir hoffen das Beste, aber es muss ein Sofortprogramm her.“
Wohnen sei ein Menschenrecht, aber „wir sehen, dass es sich immer weiter davon entfernt, eingelöst zu werden“. Seit Jahren sinke die Zahl der Sozialwohnungen; aktuell seien es noch eine Million bundesweit. „Das ist gerade mal die Hälfte des Bedarfs“, erläuterte Rock. Wohnungsverlust sei ein Problem „bis in die Mitte der Gesellschaft und das zeigt, dass das Instrumentarium, was wir politisch bedienen, um Wohnungslosigkeit und Wohnarmut zu bekämpfen, längst nicht ausreicht“.
Das Sofortprogramm müsse Elemente im Mietrecht ebenso umfassen wie verstärkte Investitionen, „gerade auch durch die Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus, der zusätzliche Fördermittel braucht, damit Wohnen zu vernünftigen Preisen angeboten werden kann.“ Betroffen sei eine steigende Zahl von Menschen, wobei offizielle Statistiken nur einen kleinen Teil abbildeten: „Wir haben eine hohe Dunkelziffer.“
Häufig betroffen sind nach Darstellung des Verbandschefs Alleinerziehende und junge Erwachsene. Ausgelöst werde der Verlust der eigenen Wohnung auch von Schicksalsschlägen wie dem Tod eines Partners bei älteren Paaren, sodass der verbleibende Partner „sich die Wohnung nicht mehr leisten kann“. Zudem bergen nach Rocks Worten Eigenbedarfskündigungen durch den Vermieter oder Sanierungen das Risiko, die Wohnung zu verlieren und keinen bezahlbaren Ersatz zu finden. Für viele Betroffenen breche eine Welt zusammen. Mit dem Verlust der eigenen Wohnung beginne oft ein Teufelskreis, weil der ständige Stress die Gesundheit einschränke und eine „Spirale in immer tiefere Armut“ in Gang setze.
Der Chef des Wohlfahrtsverbandes verwies auch auf Menschen, die zwar nicht von Wohnungslosigkeit betroffen sind, aber Schwierigkeiten haben, ihre Miete zu bezahlen. „Das sind inzwischen deutlich über ein Fünftel der Bevölkerung“, unterstrich Rock und mahnte an, dass auch dieser Bevölkerungsgruppe geholfen werden müsse.