Düsseldorf (epd). Im vergangenen Jahr gab es nach einer Erhebung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung 286 Arbeitskämpfe in Deutschland. Gegenüber 2023 sei die Zahl der Streiks um 26 zurückgegangen, teilte die gewerkschaftsnahe Stiftung am Donnerstag in Düsseldorf mit. Außerdem waren die Streiks im Schnitt kürzer: Die Zahl der ausgefallenen Arbeitstage lag mit 946.000 deutlich niedriger als im Vorjahr mit rund 1,5 Millionen.
Als Grund für viele Streiks nennen die Autoren der Arbeitskampfbilanz für 2024 den „Versuch der Gewerkschaften, die teils massiven Reallohnverluste während der Inflationskrise auszugleichen“. Aber nicht bei allen Streiks sei es ausschließlich oder in erster Linie ums Geld gegangen, sondern auch um den Kampf gegen Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen oder um Arbeitszeiten, Urlaubstage sowie den Ausgleich für Schicht- und Nachtdienste.
Die meisten Arbeitskämpfe fanden laut Studie nicht im Rahmen von Flächentarifverhandlungen statt, sondern auf Haus-, Firmen- oder Konzernebene. Das liege daran, dass sich in den vergangenen Jahren viele Unternehmen aus Flächentarifverträgen zurückgezogen hätten, hieß es. Außerdem zählten die Wissenschaftler mehr Arbeitsniederlegungen in Dienstleistungsbranchen als in der Industrie. Den größten Anteil der Streiks machten Warnstreiks aus.
Die seit 2008 veröffentlichte Arbeitskampfbilanz des WSI beruht nach eigenen Angaben auf Gewerkschaftsangaben, Pressemeldungen und Medien-Recherchen.