Bonn, Essen (epd). Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat mit Blick auf den Ukraine-Krieg und andere Konflikte auf neue Herausforderungen für die Militärseelsorge hingewiesen. „Wir müssen analysieren, was das für die Soldaten heißt, die sich faktisch auf eine Kriegssituation vorbereiten, die möglicherweise eintritt“, sagte der Essener Ruhrbischof der Deutschen Welle (Montag): „Keiner hofft, dass das geschieht. Aber wir müssen sie vorbereiten. Das ist auch für die Militärseelsorge von äußerster Relevanz.“ In einem solchen Fall würde die Militärseelsorge die Soldaten begleiten.
Die katholische Seite habe zurzeit etwa 75 Priester und Pastoral- und Gemeindereferenten, die evangelische Seite etwa 100 Pfarrerinnen und Pfarrer, die jüdische Seite zehn Rabbiner für die Militärseelsorge, zählt Overbeck auf. „Im Fall einer Bündnis- und Landesverteidigung ist das eine überschaubare Größe. Aber bei einem solchen möglicherweise schrecklichen Unterfangen müssen wir bei ethischen Fragen Beistand leisten und schlicht und ergreifend bei den Soldaten sein, auch bei Schwerstverwundeten. Andere Perspektiven sehe ich für die Militärseelsorge nicht.“
„Die Situation des Krieges als solches ist uns so nah gekommen, wie wir das alle nie gedacht hätten“, sagte der Militärbischof. Die Kirchen müssten gewisse Vorbereitungen treffen, im Hinterland den Familien beizustehen, bis hin zur Begleitung von Familien, die ihre Lieben verlieren oder nichts mehr von deren Verbleib erfahren. „Mir ist aber sehr daran gelegen, deutlich zu machen, dass wir als Militärseelsorge uns nicht überheben dürfen und nicht im Stande sein werden, alles managen zu können“, sagte Overbeck.
Die Grundaufgaben der Militärseelsorge seien sehr klar und blieben stets gleich. „Die erste ist, die Soldatinnen und Soldaten sowohl in ihren Standorten als auch im Einsatz seelsorglich zu begleiten“, sagte der Ruhrbischof weiter. „Die zweite ist, ihre Familien zu begleiten und ihnen Unterstützung zukommen zu lassen.“ Die dritte Aufgabe sei es, in ethischen Fragen klare Position zu friedensethischen Themen, aber auch zur Frage des Einsatzes von Gewalt zu beziehen.