Studie: Schulleitungen sind stark belastet

Studie: Schulleitungen sind stark belastet

Berlin, Frankfurt a.M. (epd). Schulleiterinnen und Schulleiter sind laut einer Studie deutlich stärker beruflich belastet als andere Berufsgruppen. Die hohen Arbeitsanforderungen und -belastungen könnten kaum kompensiert werden, sagte das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Anja Bensinger-Stolze, bei der Vorstellung der Studie am Montag in Berlin. Viele Schulleitungen hätten keine Zeit für Pausen, könnten nicht abschalten und gingen krank zur Arbeit. „Das führt zu einem überdurchschnittlich hohen Burnout-Risiko“, sagte Bensinger-Stolze. „Der Arbeitgeber muss endlich Präventions-Maßnahmen ergreifen. Die Tätigkeit als Schulleitung darf nicht krank machen.“

Schon die quantitativen Anforderungen an Schulleitungen seien deutlich höher als in anderen Berufen, erläuterte der Studienleiter Matthias Nübling von der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW). So sagten 81 Prozent der 7.364 befragten Leitungskräfte, dass sie immer oder oft den ganzen Tag in hohem Tempo arbeiten müssen. 70 Prozent könnten nie oder selten Pausenzeiten einhalten. 93 Prozent arbeiteten auch am Wochenende. Auf einer Skala der quantitativen Anforderungen kämen die Schulleitungen auf den hohen Wert von 73 Punkten, Lehrkräfte auf 64 Punkte, der Durchschnitt bei anderen Berufsgruppen liege bei 54 Punkten.

Die emotionalen Anforderungen an Schulleiterinnen und Schulleiter sind demnach noch höher im Vergleich zu anderen Berufen. Dies liegt etwa am weit überdurchschnittlichen Problem der Entgrenzung der Arbeit oder an den häufig genannten Konflikten zwischen Arbeit und Privatleben. Auf der Belastungs-Skala kämen die Schulleitungen auf 82 Punkte, Lehrkräfte auf 78 Punkte und der Durchschnitt der Berufe auf 48 Punkte.

Einige Arbeitsaspekte bewerteten die Schulleitungen und Lehrkräfte etwas besser als der Berufsdurchschnitt. Dazu gehöre der eigene Einfluss auf die Arbeit, die Entwicklungsmöglichkeiten, die Bedeutung der Arbeit und die geringere Sorge um den Arbeitsplatz. Die positiven Faktoren glichen die hohen Belastungen aber nur teilweise aus, sagte Nübling. Die Schulleitungen und Lehrkräfte gaben deutlich häufiger an, nach der Arbeit nicht abschalten zu können und trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen. „Eine Folge sind die in der Umfrage genannten hohen Werte für Burnout-Symptome“, sagte der Studienleiter.

Das GEW-Vorstandsmitglied Ralf Becker nannte die Zahlen erschreckend. Die Schulträger müssten mit den Personalräten Verfahren einführen, um die Belastungen erträglicher zu gestalten. Schulleitungen bräuchten eine Arbeitszeiterfassung, mehr Entlastungsstunden, zusätzliche Lehrkräfte und Personal für Verwaltung und IT. Die Länder müssten mehr Ressourcen ins Bildungssystem, in Schulbau und Ausstattung investieren, forderte Becker. Für die Studie wurden im Winter 2024/2025 in 14 Bundesländern (außer Berlin und Niedersachsen) Leitungskräfte mit einem standardisierten Fragebogen befragt.