Hamburg (epd). Der Kampf gegen Obdachlosigkeit steht und fällt laut der Hamburger Behrens-Stiftung mit dem Zugang zu günstigen Wohnungen. Ziel effektiver Politik gegen Wohnungslosigkeit müsse es sein, „bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, zu vermitteln und durch soziale Arbeit abzusichern“, sagte der Bereichsleiter der Stiftung, Michale Edele, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir wollen, dass die Menschen langfristig klarkommen.“ In mehreren Projekten in der Hansestadt zeige man, dass das bereits funktioniere.
Man dürfe jedoch nicht nur auf Neubauten schauen, denn es braucht Jahre, bis neue Häuser geplant und gebaut sind, sagte Edele. Es müssten dringend mehr Wohnungen aus dem Bestand preisgünstig zur Verfügung gestellt werden. Zum Ziel der Bundesregierung, bis 2030 die Obdachlosigkeit zu überwinden, sagte Edele, das sei ein sehr ambitionierter Plan. „Aber man muss sich weit aus dem Fenster hängen, sonst wird man das Ziel innerhalb der kommenden fünf Jahre nicht erreichen.“
Die Zahl der Wohnungslosen ist zuletzt gestiegen. Zum Stichtag 31. Januar 2025 waren laut dem Statistischen Bundesamt rund 474.700 Personen wegen Wohnungslosigkeit in öffentlichen Einrichtungen untergebracht. Damit habe sich deren Zahl gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent erhöht (2024: 439.500).
Mit Blick auf die Hansestadt sagte Edele, auf dem bestehenden Niveau sei die Situation nicht in den Griff zu kriegen. Allein in Hamburg seien mehr als 32.000 Personen wohnungslos. Rund 3.700 Menschen lebten auf der Straße. Diese Zahl habe sich seit 2018 fast verdoppelt.
Die Behrens-Stiftung habe ein besonderes Merkmal, nämlich auf verschiedenen Feldern der Wohnraumversorgung aktiv zu sein. Sie agiere als sozialer Investor, der seit 2013 schon selbst zwei Gebäude errichtet habe. „Zugleich haben wir Angebote des Übergangswohnens und arbeiten auch mit dem Ansatz von Housing-First.“ Die Idee dahinter sei, Wohnraum zu schaffen, zu vermitteln und durch soziale Arbeit abzusichern.
Edele verwies auf eine besonders benachteiligte Gruppe von Menschen, um die sich die Stiftung in besonderem Maße kümmere: die EU-Bürger, die die Hälfte der Obdachlosen in Hamburg ausmachten. Viele seien oft schon vor Jahren auf der Suche nach Jobs gekommen, aber so mancher Arbeitssuchende scheitert, findet keine Arbeit oder landet nach einem Verlust des Arbeitsplatzes auf der Straße.„ Viele hätten keine Krankenversicherung und verelendeten, denn sie hätten weder Zugang zu gesetzlichen Leistungen noch zu den Notunterkünften der Stadt. “Sozialrechtlich könnte man das natürlich ändern, aber ob da ein Wille in der Politik vorhanden ist, bezweifle ich, auch weil das ja mehr Geld kostet", sagte Edele.