Landesamt: One-Dyas darf deutsches Gasfeld vor Borkum anbohren

Landesamt: One-Dyas darf deutsches Gasfeld vor Borkum anbohren
Deutsche Umwelthilfe kündigt weitere rechtliche Schritte an
Das niedersächsische Landesbergbauamt hat dem niederländischen Gas-Konzern One-Dyas erlaubt, unter der Nordsee nach Gas zu bohren. In der Landesregierung gehen die Ansichten darüber auseinander. Umweltschützer sprechen von einem fatalen Signal.

Borkum, Hannover (epd). Der niederländische Gaskonzern One-Dyas darf ab sofort unter dem Meeresboden ein Gasfeld vor Borkum anbohren. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover hat die „Richtbohrungen von der Plattform N05-A in den deutschen Sektor der Nordsee einschließlich der Erdgasförderung im deutschen Hoheitsgebiet“ am Montag genehmigt und einen Sofortvollzug angeordnet, wie das Landesamt mitteilte.

Umweltschützer reagierten mit scharfer Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe erklärte, die Entscheidung des Landesamtes sei ein fatales Signal. „Der Sofortvollzug ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen auf Borkum, die seit Jahren gegen dieses Projekt kämpfen“, sagte Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Der Verein kündigte weitere rechtliche Schritte gegen das Vorhaben an.

Nach der Entscheidung des Landesamtes dürfen die Bohrungen von einer Förderplattform im niederländischen Hoheitsgebiet aus in einer Tiefe von mindestens 1.500 Metern unter dem Meeresgrund in deutsches Territorium eintreten. Außerdem darf durch die verlegten Leitungen anschließend Erdgas gefördert werden.

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) nannte die Gas- und Ölförderungen am Montag „unnötig“. Das Gas vor Borkum werde nicht gebraucht, um die Versorgung in Deutschland sicherzustellen. Die Bundesregierung habe zum 1. Juli die Gasmangellage beendet. Sie habe weiter erklärt, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet sei. Er befürchte erhebliche Klima-, Natur- und Umweltschäden, mahnte der Minister in Hannover. Gas- und Ölbohrungen gefährdeten zudem den Unesco-Welterbe-Status des Wattenmeers.

Die Verwaltung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz und das Umweltministerium haben sich laut Meyer im Beteiligungsverfahren gegen eine Genehmigung ausgesprochen. Ob eine Gasförderung vor Borkum zulässig sei, müssten nun die Gerichte entscheiden.

Die Deutsche Umwelthilfe versucht gemeinsam mit der Stadt Borkum und der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland seit Jahren mit zahlreichen Klagen vor Gericht, das umstrittene Projekt zu verhindern. Die Initiative „Fridays for Future“ plant vom 4. bis zum 7. September ein Protestcamp und eine Demonstration auf der Insel.

Umwelthilfe-Chef Kraenner verwies darauf, dass das gerichtliche Hauptverfahren gegen das Projekt noch laufe und erhebliche rechtliche, ökologische und klimapolitische Bedenken gegen das Projekt bestünden. Die vorhergehende niedersächsische Regierungskoalition aus CDU und SPD habe sich im Oktober 2021 gegen die Gasbohrungen ausgesprochen. Kraenner rief die jetzige rot-grüne Landesregierung auf, das fossile Projekt unverzüglich zu stoppen.

Begründet hatte das Landesamt seine Entscheidung mit der „unsicheren weltpolitischen Lage“. Es sei im Interesse einer sicheren Energieversorgung, die Abhängigkeit von Erdgasimporten aus Regionen außerhalb der EU zu verringern. Dem stimmte Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) zu: In Zeiten von geopolitischen Unsicherheiten sei das Projekt „ein Baustein für unsere Versorgungssicherheit“.

One-Dyas fördert dem Landesamt zufolge bereits im Testbetrieb Erdgas aus der Lagerstätte im niederländisch-deutschen Grenzgebiet. Laut der Behörde sollen die Bohrungen in einer Tiefe von bis zu 4.000 Metern zunächst bogenförmig und schließlich nahezu horizontal verlaufen. Die Förderplattform steht auf niederländischem Hoheitsgebiet, etwa 23 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum.