Berlin (epd). Die Hungersnot in Teilen des Gaza-Streifens belegt für die Diakonie-Katastrophenhilfe ein Scheitern diplomatischer Bemühungen. Seit langem gebe es eindringliche Warnungen von Hilfsorganisationen aus Gaza angesichts der Hungersituation der Menschen, erklärte der Direktor der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, am Samstag in Berlin. Dass nun „trotzdem eine Hungersnot in und um Gaza-Stadt erstmals bestätigt wird, verdeutlicht, wie wirkungslos die diplomatischen Bemühungen der vergangenen Monate waren“.
Die Entwicklungen machten deutlich, „wie fatal es ist, dass die israelische Regierung die prinzipientreue humanitäre Hilfe blockiert“. Hilfsorganisationen stünden bereit und könnten helfen, betonte Keßler. Dafür brauche es einen dauerhaften Waffenstillstand und sichere, ungehinderte Zugänge für die Organisationen.
„Die Zivilbevölkerung in Gaza durchlebt Unvorstellbares“, erklärte Keßler. Die angekündigte Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes in Gaza-Stadt könne die Lage der Zivilbevölkerung noch weiter verschlimmern. „Es macht uns fassungslos“, sagte Keßler. „Wie sollen Menschen, die schon jetzt hungern, inmitten noch heftigerer Kämpfe versorgt und geschützt werden? Von einer Hungernot geschwächte Menschen können unmöglich fliehen, es gibt zudem keinen sicheren Ort in Gaza.“
Die Vereinten Nationen hatten am Freitag erstmals für eine Region im Gaza-Streifen den Zustand einer Hungersnot erklärt. Mehr als eine halbe Million Menschen in dem Gebiet in und um Gaza-Stadt sind demnach betroffen. Der UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher warf Israel das gezielte Einsetzen von Hunger als Waffe vor. Er forderte die israelische Regierung auf, alle Grenzübergänge in den Gaza-Streifen für humanitäre Konvois zu öffnen. Israel wies die Vorwürfe zurück und warf den Experten Manipulation der Zahlen vor.
Nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 mit Hunderten Toten und bis heute verschleppten Geiseln hat die israelische Armee eine Militäroffensive im Gaza-Streifen gestartet, die das Küstengebiet weitgehend zerstört und abgeriegelt hat. An den blockierten Grenzen warten Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern.