Gütersloh (epd). Arbeitgeber werben laut einer Studie in ihren Stellenanzeigen selten mit Familienfreundlichkeit. Im vergangenen Jahr versprachen nur 16,4 Prozent der Unternehmen Familienfreundlichkeit in ihren Jobangeboten, teilte die Bertelsmann Stiftung bei der Veröffentlichung ihrer Analyse am Donnerstag in Gütersloh mit. Dabei hätten im 2023 veröffentlichten Gutachten „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit“ des Instituts der deutschen Wirtschaft 86 Prozent der Firmen angegeben, dass sie Wert auf familienfreundliche Maßnahmen legen.
Zwölf Prozent der Job-Inserate enthalten den Angaben zufolge ein Bekenntnis zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und nur 2,7 Prozent der Firmen bieten laut ihren Annoncen Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Die flexible Gestaltung der Arbeitszeit kommt der Stiftung zufolge ebenfalls häufig zu kurz. Nur 14 Prozent der Unternehmen ließen Bewerber den Umfang ihrer Arbeitszeit frei wählen - immerhin ein Viertel biete die Möglichkeit, die Arbeitsstunden in der Woche flexibel und nach eigenem Bedarf zu verteilen.
Umgekehrt erwarteten 18 Prozent der Firmen von ihren Angestellten ein hohes Maß an Flexibilität im Arbeitsalltag, zwölf Prozent wiesen auf die Notwendigkeit hin, im Schichtdienst zu arbeiten und acht Prozent forderten die Bereitschaft zu Dienstreisen. Wer in Zeiten des Fachkräftemangels als Unternehmen bestehen wolle, müsse deutlich machen, dass ihm die flexible Arbeitsgestaltung zum Nutzen der Beschäftigten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf am Herzen lägen, erklärte der Arbeitsmarkt-Experte Eric Thode von der Bertelsmann-Stiftung.
Große Unterschiede zeigen sich den Angaben zufolge beim Vergleich von Berufen mit hohem Frauenanteil und traditionellen Männerberufen. Während bei typischen Frauenberufen wie Fachkräften für Altenpflege oder Sozialarbeiterinnen die Mitentscheidung in knapp einem Viertel der Anzeigen bei der wöchentlichen Arbeitszeit angeboten werde, gelte dies nur für sieben Prozent der männerdominierten Berufe.
18,6 Prozent der Inserate für Jobs mit hohem Männeranteil wiesen zudem höhere Anforderungen an die Arbeitszeit wie etwa Schichtdienst oder Rufbereitschaft auf - gegenüber nur rund 14 Prozent bei Berufen mit hohem Frauenanteil, hieß es. Ähnliche Diskrepanzen finden sich laut Stiftung auch bei den Anforderungen an die Mobilität. Die Bertelsmann-Expertin Michaela Hermann beklagte, mit der ungleichen Verteilung der Angebote und Erwartungen an Frauen und Männer verfestige sich die Aufteilung in Frauen- und Männerberufe am Arbeitsmarkt.
Die Studie basiert nach Angaben der Bertelsmann Stiftung auf Daten ihres Jobmonitors. Zwischen 2018 und 2024 seien rund zehn Millionen Stellenanzeigen ausgewertet worden. Zudem habe es 2024 eine Vollerhebung von rund acht Millionen Annoncen gegeben.