Streit um Absage von Theaterstück zu sexualisierter Gewalt in Kirche

Streit um Absage von Theaterstück zu sexualisierter Gewalt in Kirche
Ein abgesagtes Theaterstück über Missbrauch in der Kirche sorgt für Protest. In Osnabrück treffen am Donnerstag Missbrauchs-Betroffene, Künstler und Kritiker aufeinander. Hinter der Absage steckt laut Theater ein Konflikt um Kunstfreiheit.

Osnabrück (epd). Der Streit um ein abgesagtes Theaterstück zur sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche in Deutschland wird am Donnerstag in Osnabrück mit einer Demonstration auf die Straße getragen. Bei einer Podiumsdiskussion würden sich zudem sowohl Betroffene sexuellen Missbrauchs als auch Regisseur Lorenz Nolting und die Dramaturgin Sofie Boiten zur Absage des Stücks „Ödipus Exzellenz“ äußern, sagte David Farago von der Giordano Bruno Stiftung am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Bistum Osnabrück teilte auf Anfrage mit, dass entgegen Informationen der Stiftung kein Vertreter aus seinen Reihen an der Diskussion teilnehmen werde.

Die Produktion „Ödipus Exzellenz“ war am 31. August als Eröffnungsstück der neuen Spielzeit geplant und wurde laut Stellungnahme des Theaters aufgrund „künstlerischer Differenzen“ abgesagt. Die Aufführung sei als Überschreibung des Texts von Seneca geplant gewesen. Inhaltlich ging es den Angaben zufolge um das systemische Versagen der katholischen Kirche und ihrer Repräsentanten sowie die Kritik an diesen. Ein zentrales Anliegen sei es gewesen, den Betroffenen von sexualisierter Gewalt eine Stimme zu geben.

Das Theater betonte, das Stück sei nicht abgesagt worden, um dem Thema Missbrauch in der katholischen Kirche auszuweichen. Vielmehr habe sich an der Frage, wie ein katholischer Gottesdienst auf der Bühne künstlerisch umgesetzt werden sollte, ein grundsätzlicher Konflikt über die Kunstfreiheit des Teams entzündet. Dass Intendant Ulrich Mokrusch sich mit dem katholischen Bistum Osnabrück abgestimmt habe, sei eine „völlig haltlose Unterstellung“, hieß es weiter. Das Regie-Team habe die gemeinsame Arbeit verweigert und somit habe das Theater die Zusammenarbeit beendet.

Auch Bistumssprecher Thomas Arzner sagte, dass es zu dem Stück keinen Austausch zwischen dem Bistum, der Intendanz oder dem Regie-Team des Theaters gegeben habe. „Wir möchten diese Entscheidungen deshalb auch im Nachhinein nicht kommentieren.“ Zuvor habe es seitens des Bistums Überlegungen zu einem Begleitprogramm für das Stück gegeben, an denen der Ombudsmann des Bistums für die Rechte von Betroffenen sexualisierter Gewalt, Simon Kampe, beteiligt war.