Notfallmediziner: Schon Kinder können Menschenleben retten

Notfallmediziner: Schon Kinder können Menschenleben retten
19.08.2025
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Osnabrück, Köln (epd). Der Notfallmediziner Bernd Böttiger fordert, dass Erste Hilfe und Maßnahmen zur Wiederbelebung in allen Bundesländern verpflichtend in den Lehrplänen verankert werden. Spätestens ab der siebten Klasse sollten Kinder und Jugendliche mindestens zwei Schulstunden pro Jahr vor allem die Wiederbelebung trainieren, sagte der Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Auffassung teile ein Großteil der Bevölkerung. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des DRK aus dem vergangenen Jahr befürworteten 96,6 Prozent der Befragten die Erste-Hilfe-Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in der Schule.

Mehrere Bundesländer planen mittlerweile die Einführung eines verpflichtenden Wiederbelebungsunterrichts an Schulen. Ab dem Jahr 2026 wird in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Reanimation in den Lehrplan der Sekundarstufe I aufgenommen, wie eine Umfrage des epd in allen Bundesländern ergab. Im Saarland wird Wiederbelebung bereits verpflichtend unterrichtet. Auf freiwilliger Basis gibt es schon jetzt vielerorts entsprechende Angebote.

Die Wiederbelebung sei das wichtigste Element, um Menschenleben zu retten, und müsse deshalb stets der zentrale Bestandteil der Kurse sein, sagte der oberste DRK-Arzt Böttiger. „Jeden Tag sterben immer noch mehr als 200 Menschen in Deutschland an einem plötzlichen Herztod.“ Die Dunkelziffer liege noch höher. Nur bei etwa 50 Prozent der Notfälle führten Umstehende lebensrettende Wiederbelebungsmaßnahmen durch, die von Laien erlernbar seien.

Mit den nötigen Kenntnissen könnten schon junge Menschen im Ernstfall helfen und ein Leben retten, sagte der Mediziner. Durch die Kurse entwickelten die Jugendlichen ein Bewusstsein für ihre Möglichkeiten. „Sie erfahren so Selbstwirksamkeit und können in Notfällen engagiert und sicher handeln“, betonte der Anästhesist und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Universitätsklinik Köln.

Die Leitformel „Prüfen, Rufen, Drücken“ können laut Böttiger sogar Kinder schon einfach umsetzen. Sie bräuchten nur das nötige Wissen. In einer Notsituation seien sie dann in der Lage zu handeln, statt überfordert und verzweifelt zu sein. Dafür reichten im Zweifel schon zwei Wochenstunden pro Schuljahr.

„Es ist mit der entsprechenden Ausbildung und Auffrischung sehr leicht umzusetzen, mit zwei Händen ein Menschenleben zu retten“, unterstrich der Arzt. Auch kleinere Kinder könnten schon helfen, indem sie den Rettungsdienst anrufen oder andere Erwachsene zur Hilfe holen.