Genf (epd). Kurz vor Ende der Verhandlungen über ein globales Plastik-Abkommen haben sich die Delegationen aus mehr als 180 Ländern nicht auf ein Ergebnis einigen können. Am Donnerstag sollen die Beratungen bei den Vereinten Nationen in Genf über eine vertraglich abgesicherte Eindämmung des Plastikmülls planmäßig enden, sie könnten bis Freitagmorgen verlängert werden.
Die meisten Delegationen lehnten einen Vertragsentwurf des Vorsitzenden der Verhandlungen, Luis Vayas Valdivieso, als inakzeptabel ab. Der EU-Vertreter betonte, dem Text mangele es an „klaren, robusten und anwendbaren“ Regeln zur Begrenzung der Plastikflut. Kolumbien, Panama, Kenia und andere Staaten aus dem globalen Süden bemängelten, dass der Entwurf keinerlei Limit für die Herstellung von Kunststoffen beihalte.
Diplomaten erwarten, dass im Laufe des Donnerstags ein neuer Entwurf präsentiert werden könnte. Deutschland und rund 100 weitere „ehrgeizige“ Länder streben ein „starkes“ Abkommen an, das die Plastik-Herstellung begrenzt und idealerweise einige chemische Produkte verbietet. Zudem soll es viele Elemente einer Kreislaufwirtschaft beinhalten.
Saudi-Arabien, der Iran, Russland und andere Öl-Produzenten hingegen bremsen laut Diplomaten Fortschritte bei den Verhandlungen aus. Die Öl-Produzenten wollten nur über Abfallmanagement und Recycling sprechen, hieß es. Umweltschützer werfen auch den USA vor, die Gespräche lahmzulegen. „Lobbyistinnen von Öl-Multis und Vertreter Öl-produzierender Staaten wollen verhindern, dass das Plastik-Abkommen eine weltweite Reduktion der Produktion beinhaltet“, erklärte Greenpeace.
Greenpeace und andere Nichtregierungsorganisationen verweisen neben den Umweltschäden durch Plastik auch auf gesundheitliche Risiken für den Menschen. Falls die Länder nicht gegensteuern, wächst der Plastik-Output gemäß Experten weiter. Im Jahr 2024 belief sich die Produktion laut den UN auf 500 Millionen Tonnen. Schon 2025 könnten es nach Einschätzung von Greenpeace 516 Millionen Tonnen sein. Die Umweltschützer prognostizieren: „Bis 2060 dürfte sich diese Menge sogar mehr als verdoppeln, mit verheerenden Folgen für Mensch, Tier, Klima und Natur.“
Die aktuelle Verhandlungsrunde für ein Abkommen gegen die Vermüllung der Umwelt mit Plastik knüpft an die fünfte Runde in Busan, Korea, an, die im Dezember 2024 ohne Einigung zu Ende gegangen war. Die Gespräche begannen 2022.