Osnabrück (epd). Vier Jahre nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan macht die Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes auf die „katastrophale humanitäre und menschenrechtliche Lage“ in dem asiatischen Land aufmerksam. Millionen Kinder litten dort unter Hunger, Ausbeutung und fehlender Bildung, teilte das Hilfswerk am Mittwoch mit: „Wer sich für Freiheit und Demokratie eingesetzt hat, lebt in ständiger Gefahr.“ Frauen und Mädchen würden systematisch entrechtet.
Nach dem Abzug der internationalen Truppen sei der afghanischen Bevölkerung Schutz und Unterstützung zugesichert worden, sagte Vorstandssprecher Joshua Hofert. „Heute erleben wir jedoch, dass diese Versprechen kaum eingelöst wurden. Afghanistan wird im Stich gelassen.“ Durch den massiven Rückgang internationaler Hilfe verschärfe sich die Not für Kinder und Familien immer weiter. „Auch für unsere Hilfsprojekte fehlen zunehmend die Mittel. Die Situation ist für viele Kinder und Familien inzwischen lebensbedrohlich.“
Nach Angaben der Vereinten Nationen seien in Afghanistan über 3,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt, hieß es. Rund 900.000 von ihnen treffe dies so schwer, dass ihr Leben in Gefahr sei. „Viele Eltern sehen keinen anderen Ausweg, als ihre Kinder arbeiten zu schicken oder früh zu verheiraten, damit sie überleben können“, sagte Hofert.
Die Taliban sind in Afghanistan seit August 2021 wieder an der Macht. Zwar hat sich die allgemeine Sicherheitslage im Land mit dem Abzug der von den USA angeführten internationalen Militärallianz verbessert. Aber große Teile der Bevölkerung werden unterdrückt; Frauen wurden weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannt.