Kinderschützer: Debatte um Handy-Verbote greift zu kurz

Kinderschützer: Debatte um Handy-Verbote greift zu kurz

Berlin (epd). Kinderschützer und Medienpädagogen kritisieren undifferenzierte Rufe nach Handy-Verboten für Kinder und Jugendliche. „Die aktuellen Verbotsdebatten sind zunehmend von fachfremdem Populismus geprägt“, erklärte der Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Kai Hanke, am Dienstag in Berlin. Pauschale Einschränkungen entmündigten Kinder und Jugendliche und verhinderten digitale Teilhabe. Dabei verlagerten sie Verantwortung auf ohnehin schon mit der Medienerziehung überforderte Eltern.

Statt Verboten sei eine Stärkung der Medienkompetenz schon in der Kita notwendig, erklärte das Kinderhilfswerk gemeinsam mit der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur. Beide Verbände sprachen sich dafür aus, den Digitalpakt 2.0 auf den frühkindlichen Bereich auszuweiten. Mit dem Digitalpakt hatten sich Bund und Länder im vergangenen Jahr auf einen Ausbau der digitalen Bildung und Infrastruktur an Schulen bis 2030 verständigt.

„Frühkindliche Medienbildung ist kein 'nice to have', sondern der entscheidende Startpunkt, um spätere Verbote obsolet zu machen“, sagte der Co-Geschäftsführer der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), André Weßel. Kinderhilfswerk und GMK plädierten für verbindliche Vorgaben zu Medienerziehung ab der frühen Kindheit sowie eine entsprechende Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte.

Daneben forderten die Verbände eine wirksame Regulierung von Internet-Plattformen: Altersgrenzen müssten durchgesetzt und kinderfreundliche Standards verpflichtend gemacht werden, betonten sie.

In Deutschland wird seit einigen Monaten verstärkt über Smartphone-Verbote an Schulen debattiert. Dazu gibt es in den Bundesländern unterschiedliche Regelungen. In Hessen etwa ist die Nutzung von Handys ab kommendem Schuljahr grundsätzlich verboten, Ausnahmen kann es ab der 5. Klasse geben.