Mehr als 1.000 antisemitische Straftaten im ersten Quartal

Mehr als 1.000 antisemitische Straftaten im ersten Quartal

Berlin (epd). Die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland bleibt hoch. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die „Die Welt“ am Mittwoch online veröffentlichte. Demnach registrierte das Bundeskriminalamt (BKA) im ersten Quartal 2025 1.047 Straftaten, darunter 27 Gewalttaten und 422 Fälle von Volksverhetzung. Die Fälle zeigten ein breites Spektrum an Delikten, darunter Sachbeschädigung, Bedrohung, Beleidigung sowie mehrere Fälle von Körperverletzung oder gar gefährlicher Körperverletzung, heißt es in der Antwort.

Zu den für das erste Quartal 2025 erfassten antisemitischen Straftaten wurden den Angaben zufolge bislang insgesamt 470 Tatverdächtige ermittelt. Sieben Personen wurden festgenommen. Stichtag der Erhebung war laut Bundesinnenministerium der 30. Juni 2025.

Die Zahlen sind in der Regel massiven Nachmeldungen unterworfen. So listete das Bundesinnenministerium für das erste Quartal des vergangenen Jahres im Mai 2024 noch 793 Straftaten auf, Stand 30. Juni 2025 war die Zahl auf 1.759 gestiegen. Die Linksfraktion fragt laut „Welt“ die Zahlen für jedes Quartal seit 2008 an.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte der „Welt“, die anhaltend hohe Zahl judenfeindlicher Straftaten mache das Ausmaß an Anfeindungen und Hass greifbar, das Jüdinnen und Juden tagtäglich entgegenschlägt. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sei „eine dramatische Zuspitzung des Antisemitismus in Deutschland“ zu beobachten. „Neben den Straftaten aus dem rechtsextremen Spektrum - einem Milieu, das längst nicht mehr am Rand unserer Gesellschaft steht, sondern über seinen parlamentarischen Arm salonfähig geworden ist -, nimmt der islamistisch motivierte Antisemitismus immer weiter zu.“

Die Linke forderte verstärkte Maßnahmen gegen Judenhass. Die Linken-Abgeordnete Clara Bünger sagte der „Welt“, schädlich sei es, wenn deutsche Politiker Antisemitismus als vermeintlich importiertes Problem bezeichneten, dem man mit einer noch härteren Ausweisungspolitik und Abschiebungen begegnen könne: „Das ist eine unerträgliche Verharmlosung des europäischen Antisemitismus, der eine lange Geschichte hat und besonders des Vernichtungsantisemitismus der Nazis.“