Berlin (epd). Der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Bernd Fabritius, würdigt die vor 75 Jahren verabschiedete Charta der deutschen Heimatvertriebenen als „Zukunftsdokument für ein friedliches und freies Europa“. Auch heute sei es angesichts kriegerischer Auseinandersetzungen sehr wichtig, sich für ein strafbewehrtes Vertreibungsverbot einzusetzen und das „Recht auf die Heimat“ zu reklamieren, sagte der CSU-Politiker Fabritius am Dienstag im „Morgenmagazin“ des ZDF.
Fabritius, der auch Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist, räumte ein, dass in der Charta die deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg nicht explizit benannt wird. Die Charta sei ein Dokument ihrer Zeit. „Aus heutiger Sicht hätte man natürlich die Schuldfrage vielleicht deutlicher formuliert“, sagte er.
Am 5. August 1950 hatten sich in Stuttgart Vertreter der verschiedenen Landsmannschaften getroffen und die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ unterzeichnet. „Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung“, lautet ein Schlüsselsatz des Dokuments. Etwa 12 bis 14 Millionen Deutschen waren infolge des Zweiten Weltkrieges aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches und anderen ost- und südosteuropäischen Ländern vertrieben worden. In der Charta wird die „Schaffung eines geeinten Europas“ als Ziel genannt, zugleich aber auch auf ein „Recht auf die Heimat“ als eines der von Gott geschenkten Grundrechts der Menschheit verwiesen.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird am Dienstag beim Festakt „75 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ in Stuttgart die Festrede halten. Die Feierstunde im Neuen Schloss in Stuttgart steht unter dem Leitwort „80 Jahre: Erinnern - Bewahren - Gestalten“.