Zu wenig Geld für Essen: Expertin beschreibt tiefgreifende Folgen

Zu wenig Geld für Essen: Expertin beschreibt tiefgreifende Folgen
03.08.2025
epd
epd-Gespräch: Christina Neuhaus

Berlin (epd). Wenn Menschen nicht genug Geld für gute Ernährung haben, kann dies laut der Ernährungspsychologin Anja Simmet gesundheitliche und soziale Beeinträchtigungen verursachen. „Insbesondere das Aufwachsen in chronischer Ernährungsarmut kann erhebliche gesundheitliche Folgen im späteren Lebensverlauf haben“, sagte die Forscherin von der Universität Hohenheim dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wenn ich mir immer Sorgen machen muss, dass das Essen nicht reicht, stellt das natürlich auch eine erhebliche psychische Belastung dar.“

Simmet befasst sich schon länger mit Ernährungsarmut und leitet eine Forschungsgruppe, die das Thema im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) umfassend ausleuchten soll. Das auf drei Jahre angelegte Projekt startete am 1. Juni als Kooperation zwischen der Universität Hohenheim und dem GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften.

Die Reaktion darauf, dass nicht genug Lebensmittel beschafft werden können, ist laut Simmet in allen Kulturen ähnlich. „Betroffene fangen in der Regel an, sich Sorgen zu machen, dass ihnen das Essen ausgeht. Wenn sich die Situation weiter verschärft, schränken sie erstmal die Qualität oder Vielfalt ein.“ Beispielsweise gebe es dann am Monatsende nur noch Nudeln mit Tomatensoße. „Bei einer weiteren Verschärfung wird auch die Quantität eingeschränkt. Da werden dann tatsächlich Mahlzeiten ausgelassen oder es wird schlimmstenfalls den ganzen Tag lang nichts gegessen.“

Am Ende könne so tatsächlich physischer Hunger eintreten, was in Deutschland allerdings selten sei, sagte die Forscherin. „Aber die Einschränkung in der Qualität und in der Quantität, zumindest zeitweise, das haben wir schon häufiger in Studien beobachtet.“

Vergleichsweise schlecht ist die Forschungslage Simmet zufolge bei der sogenannten sozialen Ernährungsarmut. Hier geht es darum, dass die sozialen Funktionen von Ernährung eingeschränkt sind. „Zum Beispiel kann es sich jemand nicht leisten, einen Kaffee mit Freunden auswärts zu trinken oder in einem Restaurant zu essen“, erläuterte die Ernährungspsychologin. „Manche Betroffene berichten auch, dass ihre Kinder keine Freunde nach Hause einladen dürfen, weil die Familie ihnen nichts anbieten kann.“

In der neuen Studie soll auch dieser Aspekt der Ernährungsarmut beleuchtet werden. Am Ende sollen neben einer Bestandsaufnahme der Situation auch Handlungsempfehlungen für die Politik stehen.