Care beklagt verzweifelte Lage der Jesiden im Nordirak

Care beklagt verzweifelte Lage der Jesiden im Nordirak

Bonn (epd). Die Lage der jesidischen Geflüchteten im Nordirak ist laut Care auch elf Jahre nach Beginn des Völkermordes sehr schwierig. Zehntausende Familien lebten noch immer unter höchst prekären Bedingungen in überfüllten Vertriebenencamps, erklärte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Bonn. „Die anhaltende Perspektivlosigkeit treibt zahlreiche Menschen in die Verzweiflung“, sagte Länderdirektorin Cynthia Natenzi.

Viele hofften immer noch auf eine Rückkehr in ihre Heimatregion Sindschar, hieß es. Doch dort sind laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) immer noch 80 Prozent der öffentlichen Infrastruktur und 70 Prozent der Wohnhäuser zerstört.

„Es gibt keine funktionierenden Schulen, keine Arbeitsmöglichkeiten, keine Gesundheitseinrichtungen“, erläuterte Care-Generalsekretär Karl-Otto Zentel. Bewaffnete Gruppen stellten immer noch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Zudem sei die Landwirtschaft, einst die wichtigste Einkommensquelle in der Region, zusammengebrochen, Dürre und der Klimawandel machten eine Bewirtschaftung nahezu unmöglich. „Für viele gibt es schlichtweg keinen Weg zurück“, betonte er.

Im August 2014 hatten Kämpfer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) die Sindschar-Region überfallen und Tausende Männer ermordet, Frauen und Kinder versklavt, verschleppt und misshandelt. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben.

Care forderte eine verstärkte internationale Unterstützung, damit die Menschen neue Perspektiven entwickeln könnten. Dabei sei ein ganzheitlicher Ansatz notwendig, der auch die Probleme des zerstörten Lebensraums und der ökonomischen Sicherheit in den Blick nehmen müsse.