Verband: Reform der Pflegeausbildung beginnt zu greifen

Verband: Reform der Pflegeausbildung beginnt zu greifen
Mehr Menschen lassen sich zu Pflegefachkräften ausbilden, die allermeisten entscheiden sich für den 2020 eingeführten generalistischen Abschluss. Für den Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe sind das ermutigende Zeichen.

Wiesbaden (epd). Mehr Abschlüsse, mehr neue Ausbildungsverträge: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden vom Dienstag steigt die Zahl der Pflegefachkräfte. Der Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe in Berlin sieht Anlass zu vorsichtigem Optimismus.

Laut Bundesamt haben im vergangenen Jahr rund 37.400 Männer und Frauen einen Abschluss als Pflegefachkraft erworben. Dabei machten nach Angaben des Bundesamts 99 Prozent den 2020 bundesweit eingeführten generalistischen Abschluss als Pflegefachmann oder Pflegefachfrau. Nur rund ein Prozent absolvierte eine Ausbildung mit Schwerpunkt Gesundheits- und Kinderkrankenpflege (rund 280 Abschlüsse) oder Altenpflege (rund 80 Abschlüsse).

Die Absolventen gehörten zum zweiten Jahrgang nach der vor fünf Jahren erfolgten Ausbildungsreform. Kernpunkt der Reform war eine Zusammenführung aller Pflegeberufe. Zwei Jahre lang werden alle angehenden Pflegefachkräfte gemeinsam generalistisch ausgebildet. Im dritten Jahr können sie sich spezialisieren.

Den Angaben zufolge begannen knapp 59.400 Personen im vergangenen Jahr eine berufliche Ausbildung zur Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Insgesamt stieg damit die Zahl der neuen Ausbildungsverträge unter den Auszubildenden gegenüber dem Vorjahr um rund neun Prozent an. Insgesamt, also über alle Ausbildungsjahre hinweg, befanden sich 146.700 Menschen in einer solchen Pflegeausbildung (2023: 146.900).

Die stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands Lehrende in Gesundheits- und Sozialberufen, Christina Heinze, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), man sehe „einen positiven Trend, was die Attraktivität der Pflegeausbildung angeht“. Die Zahl der Schulabgänger sinke, das duale System verzeichne weniger neue Ausbildungsverträge. Vor diesem Hintergrund werde die wachsende Beliebtheit des Pflegeberufs noch deutlicher.

Die Reform der Pflegeausbildung beginne zu greifen, ordnete Heinze ein. Die generalistische Ausbildung sei etabliert. Absolventinnen und Absolventen sowie Arbeitgeber bewerteten positiv, dass Auszubildende nun viele pflegerische Bereiche kennenlernen können.

Angesicht von Personallücken und demografischem Wandel reichen die aktuellen Zahlen nach Heinzes Worten aber noch nicht. Die politischen Anstrengungen müssten noch intensiviert werden, sagte sie: „Dazu gehören insbesondere der Ausbau von Studienkapazitäten, weitere Verbesserungen der Aus- und Weiterbildungsbedingungen auf allen Qualifikationsstufen sowie mehr professionelle Handlungsautonomie für hochqualifiziert Pflegende.“

Die Hälfte der Pflegeauszubildenden, die 2024 ihre Ausbildung begonnen haben, war nach Angaben des Statistischen Bundesamts 21 oder jünger. Das Durchschnittsalter lag bei 24 Jahren. Mit 19 Prozent begannen aber auch viele Personen ab einem Alter von über 30 Jahren noch eine Ausbildung zur Pflegefachperson. Über alle Ausbildungsjahre hinweg waren 21 Prozent der Pflegeauszubildenden 30 Jahre oder älter. Knapp drei Viertel aller Pflegeauszubildenden zum Ende des Jahres (74 Prozent) waren Frauen und gut ein Viertel (26 Prozent) Männer.