Studie: Schlechte Daseinsfürsorge führt zu mehr Stimmen für die AfD

Studie: Schlechte Daseinsfürsorge führt zu mehr Stimmen für die AfD

Berlin (epd). Die Politik müsste laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung stärker in die öffentliche Infrastruktur und Daseinsvorsorge investieren, um Stimmzuwächse für rechtsextreme Parteien zu vermeiden. Sowohl in Ost- als auch Westdeutschland existiert ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Zustand der Daseinsvorsorge und dem Wahlerfolg der AfD bei der vergangenen Bundestagswahl: Wo soziale Infrastruktur, Bildungsqualität und Breitbandversorgung besser ausgebaut seien, fielen die AfD-Ergebnisse tendenziell niedriger aus, zeigt die Analyse, die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde.

Die Studie „Antidemokratische Wahlerfolge im ungleichen Deutschland“ der SPD-nahen Stiftung untersuchte die Zusammenhänge zwischen regionaler Daseinsvorsorge und wachsender Unzufriedenheit mit der Demokratie in den 400 Landkreisen Deutschlands. Im Osten war die AfD demnach besonders in strukturschwachen ländlichen Regionen erfolgreich, im Westen in alten Industrieregionen wie dem Ruhrgebiet, etwa in Gelsenkirchen, aber auch in Kaiserslautern. Dort ist vor allem die hohe Arbeitslosigkeit ein Indikator für die Zustimmung zur AfD.

Zugleich zeige sich auch in wirtschaftlich stabilen Regionen ,etwa im wohlhabenden Umland und der soliden Mitte Süddeutschlands, ein Zuwachs an AfD-Stimmen. Trotz durchschnittlicher Daseinsvorsorge und fehlender struktureller Schwäche habe die AfD dort hohe Ergebnisse erzielen können. Gründe hierfür könnten in der Angst vor „Deindustrialisierung“ und Unsicherheit in Verbindung mit der grünen und digitalen Transformation liegen, schreiben die Studienautoren.

Wichtig ist nicht nur die tatsächlich messbare Versorgung, sondern auch die subjektiv empfundene Lage. Historische Erfahrungen des wirtschaftlichen, demografischen und symbolischen Niedergangs vieler Regionen in Ostdeutschland überschatteten die aktuelle sozioökonomische Lage und jüngere Erfolge, erklären die Autoren. Die AfD habe in Ost und West jeweils unterschiedliche Wählergruppen mobilisieren können. Im Westen habe sich ihr Zuwachs etwa anders als im Osten auf die jüngere Altersgruppe gestützt.

Daher helfe nicht nur ein Patentrezept, sondern es müsse regional differenziert werden bei politischen Lösungen. Wichtig sei, dass die von den Menschen wahrgenommenen Ungleichheiten benannt und ernst genommen werden, empfehlen die Studienautoren.