Expertin: Migrantenvereine fördern Integration in Deutschland

Expertin: Migrantenvereine fördern Integration in Deutschland
21.07.2025
epd
epd-Gespräch: Markus Jantzer

Berlin (epd). Mehrere hundert afghanische und syrische Organisationen helfen nach Angaben der Migrationsforscherin Karoline Popp Flüchtlingen aus ihren Herkunftsländern, in Deutschland Fuß zu fassen. „Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft“, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Diese Organisationen wünschten sich eine bessere Finanzierung ihrer Arbeit, sagte Popp, die zum Engagement dieser Initiativen eine neue Studie vorgelegt hat. Doch sei nicht nur fehlendes Geld ein Problem, auch der Ton der migrationspolitischen Debatten in Deutschland „riskiert gerade diejenigen zu demotivieren, die sich gesellschaftlich aktiv einbringen“, warnt die Expertin. „Die afghanischen und syrischen Communitys sind besonders sensibel für innen- und außenpolitische Debatten in Deutschland. Eine verschärfte Migrationspolitik, politische Diskursverschiebungen und eine einseitige mediale Berichterstattung gehen an ihnen nicht spurlos vorbei.“

Nach Popps Erkenntnissen leben etwa 1,3 Millionen Menschen mit syrischem und 476.000 Menschen mit afghanischem Migrationshintergrund in Deutschland. Die meisten seien zugewandert, viele davon als Schutzsuchende. Mit der Zuwanderung seien neue Formen des zivilgesellschaftlichen Engagements entstanden. Nach Popps Recherchen wurden in Deutschland mehr als 240 afghanische Vereine und 200 syrische Vereine „von Afghanen für Afghanen“ und „von Syrern für Syrer“ gegründet. Darüber hinaus gebe es viele Initiativen, die nicht als Verein organisiert seien.

Zur Unterstützung von neuangekommenen Geflüchteten führen diese Organisationen laut Popp Deutschkurse durch, sie übersetzen und unterstützen bei Behördengängen, sie beraten Geflüchtete bei der Arbeitssuche, bieten psychologische Hilfe an oder Patenschaftsprogramme für geflüchtete Schülerinnen und Schüler. „Sie sind aber auch eine Art emotionale Anlaufstelle, die nach der Ankunft in einem fremden Land Halt geben kann.“

Dabei sei öffentliche Förderung von Bund, Ländern oder Kommunen die wichtigste Finanzierungsquelle für die Organisationen, gefolgt von Spenden. Inzwischen gebe es in Deutschland eine Unterstützungs- und Beratungsinfrastruktur für zivilgesellschaftliche Organisationen, etwa die „Houses of Resources“ oder „Vamos“, die Verbandsakademie für Migrantinnen- und Migrantenorganisationen. Nach Popps Auffassung könnten die Diaspora-Organisationen diese Strukturen stärker nutzen, um sich andere Finanzierungsquellen zu erschließen oder Schulungen und Weiterbildungen wahrzunehmen.