Erinnerung an gescheitertes Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944

Erinnerung an gescheitertes Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944
Gedenkveranstaltung der Bundesregierung in Berlin-Plötzensee
Vor 81 Jahren scheiterte eine Widerstandsgruppe um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg mit ihrem Attentat auf Hitler. Die Erinnerung an den mutigen Widerstand wird wachgehalten - aus gutem Grund, sagen Angehörige der Verschwörer und Politiker.

Berlin (epd). An das gescheiterte Hitler-Attentat vor 81 Jahren haben am Sonntag in der Berliner Gedenkstätte Plötzensee Spitzenvertreter des Staates und Angehörige von Widerstandskämpfern erinnert. Bei einem Totengedenken und Kranzniederlegungen wurde der Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft vom 20. Juli 1944 und darüber hinaus ins Gedächtnis gerufen. In der ehemaligen Hinrichtungsstätte waren zwischen dem 8. August 1944 und dem 9. April 1945 auch 89 Menschen getötet worden, die den Widerstandskreisen des 20. Juli zugerechnet werden.

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) ordnete die Erinnerung an den Widerstand gegen das NS-Regime als eine bleibende Aufgabe ein. Das Volk trage Verantwortung dafür, dass von Deutschland nicht noch einmal ein solch „monströser Horror“ ausgehe. Dieser Gedanke müsse auch und gerade die junge Generation erreichen, mahnte die SPD-Politikerin bei der Gedenkveranstaltung der Bundesregierung.

Am 20. Juli 1944 hatte eine Widerstandsgruppe um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und General Friedrich Olbricht versucht, Hitler im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ in Ostpreußen zu töten. Das Attentat misslang. Vier Anführer des Widerstands, darunter Stauffenberg und Olbricht, wurden noch am selben Tag hingerichtet.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erinnerte daran, dass vor 81 Jahren trotz immenser Gefahren für das eigene Leben viele sehr verschiedene Menschen den Mut zum Widerstand gefunden hätten. Trotz des Scheiterns sei dieser nicht vergeblich gewesen. Die Widerstandskämpfer hätten bewiesen, dass es auch ein anderes Deutschland gab. Ihre Werte wirkten bis heute im Grundgesetz und in der freiheitlich-demokratischen Grundordnung fort.

Der Schauspieler und Autor Matthias Brandt erinnerte an den Widerstand seiner Eltern, des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD) und seiner Frau Rut. Vor über 50 Jahren sei mit Willy Brandt ein Mann deutscher Bundeskanzler geworden, der einmal politischer Flüchtling gewesen sei und in einem zivilisierteren Land Asyl und eine zweite Heimat gefunden habe. Der 1992 verstorbene Willy Brandt war von 1969 bis 1974 erster sozialdemokratischer Kanzler der Bundesrepublik. Er ging als NS-Gegner bereits im Frühjahr 1933 ins Exil in Skandinavien.

Heute sickere wieder das Gift von Rassismus und Ausgrenzung in die Gesellschaft ein, warnte Matthias Brandt. Er träume weiter davon, „in einem europäischen, weltoffenen, humanen Deutschland als freier Mensch unter anderen freien Menschen zu leben und zu wachsen“.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hob in einer Erklärung zum Jahrestag des Hitlerattentats die Rolle der Angehörigen der Widerstandskämpfer hervor. Nach dem 20. Juli 1944 hätten auch die Familien der Widerstandskämpfer Mut bewiesen und oft einen hohen Preis bezahlt. Weimer erinnerte an „Verwandte, die zwischen Aktenbergen Briefe versteckten, Ehefrauen, die in Gefängnissen ausharrten“ oder an „Mütter, die Verhöre über sich ergehen ließen, immer in Angst, was man ihren Kindern antun würde“. Der Blick auf den Widerstand müsse um diese Menschen erweitert werden.