Bündnis will weltweiten Stopp der Plastikflut

Bündnis will weltweiten Stopp der Plastikflut
Die UN verhandeln Anfang August erneut über ein globales Plastikabkommen. Nichtregierungsorganisationen fordern eine drastische Reduzierung der Produktion, um die Plastikflut zu stoppen. Die großen Produzenten-Länder setzen auf mehr Recycling.

Berlin (epd). Das Bündnis „Exit Plastik“ fordert ein umfassendes und rechtsverbindliches globales Abkommen zum Stopp der Plastikflut. Nach Angaben des Zusammenschlusses aus Umwelt- und Entwicklungsorganisationen trifft sich die internationale Staatengemeinschaft vom 5. bis 14. August in Genf zum zweiten Teil der fünften und entscheidenden Verhandlungsrunde für ein globales UN-Plastikabkommen. Dazu erwartet würden rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter etwa 70 Regierungsvertreter aus aller Welt. Deutschland werde von dem Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth (SPD), vertreten.

„Ein starkes UN-Plastikabkommen ist eine einmalige Chance, die Verschmutzung durch Plastik global anzugehen“, sagte Moritz Jäger-Roschko von Greenpeace am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz. Bestandteil des Abkommens sollte unter anderem eine weltweite Reduzierung der Plastikproduktion, die Festschreibung eines nachhaltigen Produktdesigns von Plastikverpackungen zur Wiederverwertung und das Verbot klima- und gesundheitsgefährdender Stoffe bei der Verarbeitung sein.

Während eine Gruppe von etwa 96 Staaten, darunter Deutschland, die EU oder Panama, ein entsprechend ambitioniertes Abkommen verabschieden will, würden besonders die Öl- und Gas-produzierenden Länder auf der Bremse stehen. Sie wollten statt einer drastischen Reduktion der Plastikproduktion eine globale Vereinbarung auf mehr Recycling und die Säuberung von Land und Meeren von Plastikmüll beschränken. Dazu gehörten unter anderem Russland, Saudi-Arabien, der Iran, Oman und auch China.

Nach Daten der Online-Plattform Statista werden 91 Prozent des weltweiten Plastikmülls aktuell nicht recycelt. Der Großteil landet demnach auf Mülldeponien oder im Meer. Eine ins Meer gelangte Plastiktüte braucht geschätzt 20 Jahre, bis sie sich komplett zersetzt hat.

Die weltweite Kunststoffproduktion lag laut Statista im Jahr 2022 bei rund 400 Millionen Tonnen. Im Jahr 1950 waren es 1,5 Millionen Tonnen. In Deutschland wurden 2022 insgesamt 14 Millionen Tonnen Plastik produziert, der Pro-Kopf-Verbrauch von Plastikverpackungen lag bei knapp 40 Kilo.

Konkrete Zahlen zur Reduktion will „Exit Plastik“ nicht nennen. Anders die Umweltorganisation Greenpeace, die als Ziel 75 Prozent weniger Plastikproduktion bis 2040 ausgibt.

Laut Jäger-Roschko kommt es bei den Verhandlungen auch auf die USA und China als größte Plastikproduzenten an. Die USA seien derzeit schwer einschätzbar und China sei skeptisch, „aber es gebe mit ihnen die Möglichkeit, über bestimmte Aspekte zu reden“.

Die Chemikalienexpertin der Organisation „Women Engage for a Common Future“ (WECF), Johanna Hausmann, betonte, Plastik sei nicht nur ein massives Umwelt-, sondern auch ein massives Gesundheitsproblem. Von den 16.000 verwendeten Chemikalien sei laut UN die Hälfte gefährlich. Die daraus entstehenden Gesundheitskosten fielen bei den Verhandlungen „sehr oft hinten runter“, kritisierte Hausmann. Auch die Verantwortung der Hersteller werde ausgeklammert.