Nairobi, Dakar (epd). Ein Jahr nach dem Verschwinden von zwei politischen Aktivisten in Guinea dringt „Human Rights Watch“ (HRW) auf Aufklärung. Es brauche eine unabhängige und glaubwürdige Untersuchung, teilte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch in Kenias Hauptstadt Nairobi mit. Die Behörden des westafrikanischen Landes, das von Militärs regiert wird, müssten den Aufenthaltsort von Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah offenlegen oder sie eines konkreten Verbrechens anklagen, forderte HRW. Anderenfalls seien sie sofort freizulassen.
Sylla und Bah gehören dem Oppositionsbündnis „Front National pour la Défense de la Constitution“ (FNDC) an. Sie waren am 9. Juli 2024 gemeinsam mit einem weiteren Aktivisten, Mohamed Cissé, in Guineas Hauptstadt Conakry festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Während Cissé am 10. Juli 2024 freikam, fehlt von Sylla und Bah bis heute jede Spur. Laut HRW wurden die Männer misshandelt und mutmaßlich gefoltert.
Guineas Behörden haben bislang keine Auskunft über den Verbleib der beiden Männer gegeben und auch keine Informationen über ihren Zustand veröffentlicht. Das Oppositionsbündnis FNDC, dem die Aktivisten angehören, fordert seit dem Militärputsch im September 2021 die Rückkehr zu einer zivilen Regierung. Die Junta unter General Mamady Doumbouya hatte das Bündnis 2022 offiziell aufgelöst, dessen Mitglieder setzen ihre Arbeit jedoch fort. Am Tag seines Verschwindens hatte Sylla, Koordinator des FNDC, zu landesweiten Protesten gegen hohe Lebenshaltungskosten und die Zensur von Medien aufgerufen.