Gesundheitsgefahren für Arme, Alte und Kranke durch Hitze

Gesundheitsgefahren für Arme, Alte und Kranke durch Hitze
Viele leiden unter der Hitze. Sozial- und Ärzteverbände weisen darauf hin, dass bestimmte Menschen besonders betroffen sind. Für sie können die derzeitigen Temperaturen gefährlich sein.

Frankfurt a.M. (epd). Sozial- und Ärzteverbände warnen vor gesundheitlichen Gefahren für obdachlose, alte und kranke Menschen durch die aktuelle Hitzewelle. Die Diakonie Deutschland und der Paritätische Gesamtverband wiesen darauf hin, dass die derzeitigen Wetterbedingungen arme und obdachlose Menschen besonders belasteten. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte mehr Investitionen in Kliniken und Heime. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband nannte Hitze das „größte klimawandelbedingte Risiko für die Gesundheit in Deutschland“.

Die Hausärzte erklärten, dass für ältere und schwer kranke Menschen das Risiko durch Hitze besonders erhöht sei. Aufklärung sei besonders wichtig, denn es sei wenig bekannt, dass bei bestimmten Vorerkrankungen die Medikation angepasst werden müsse, etwa bei Bluthochdruck oder einer Insulintherapie.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte mehr Investitionen in Kliniken und Heime. „Fehlender Hitzeschutz kostet jedes Jahr Menschenleben“, sagte er der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Dienstag). Zwar gebe es aktuell viele Arbeitspapiere von Bund und Ländern. „Doch die bringen keinen Grad Abkühlung in den rund 1.600 Krankenhäusern und 12.000 Pflegeheimen“, sagte Brysch. Für einen glaubwürdigen Hitzeschutzplan brauche es in den nächsten fünf Jahren zehn Milliarden Euro öffentliche Fördermittel.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden vom Dienstag führen Hitzschläge, Sonnenstiche und andere durch Hitze oder Sonnenlicht verursachte gesundheitliche Schäden im Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2023 zu gut 1.400 Krankenhausbehandlungen pro Jahr. Zu überdurchschnittlich vielen Krankenhausbehandlungen wegen Hitze komme es in der Regel in Jahren mit vielen sogenannten Hitzetagen mit Temperaturen von 30 Grad Celsius oder mehr.

Menschen mit geringem Einkommen leiden nach Einschätzung des Paritätischen gesundheitlich stärker unter extremer Hitze als andere Bevölkerungsgruppen. Da armen Personen oft der Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen fehle, könnten etwa bestehende Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen „bei Hitze nochmal wirklich richtig gefährlich werden“, sagte Janina Yeung, Referentin für Klimaanpassung und Klimaschutz bei dem Wohlfahrtsverband, im Deutschlandfunk. Auch lebten Arme häufiger als reichere Bevölkerungsgruppen in schlecht isolierten Wohnungen ohne Klimatisierung und in dicht besiedelten Quartieren mit wenig Grün.

Die Diakonie Deutschland rief zur gezielten Hilfe für Obdachlose auf. Der evangelische Wohlfahrtsverband bittet darum, in diesen Tagen einen besonderen Blick auf Menschen auf der Straße zu haben. „Fragen Sie höflich, ob jemand etwas zu trinken braucht“, lautet ein Rat. Eine Flasche Wasser könne Leben retten: „Nicht wegsehen: Zeigen Sie Mitgefühl, sprechen Sie Menschen freundlich an - viele sind dankbar für Aufmerksamkeit und ein kurzes Gespräch.“ Bei akuten Notlagen, wenn jemand desorientiert wirke oder reglos in der Sonne liege, solle im Zweifel der Notruf 112 gewählt werden. Von den Städten fordert die Diakonie, klimatisierte Einrichtungen wie Ämter, Bibliotheken und Museen tagsüber für hitzegefährdete Menschen zugänglich zu machen.