Köln (epd). Menschen mit geringem Einkommen leiden nach Einschätzung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes gesundheitlich stärker unter extremer Hitze als andere Bevölkerungsgruppen. Da armen Personen oft der Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen fehle, könnten etwa bestehende Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen „bei Hitze nochmal wirklich richtig gefährlich werden“, sagte Janina Yeung, Referentin für Klimaanpassung und Klimaschutz bei dem Wohlfahrtsverband, am Dienstag im Deutschlandfunk.
Yeung wies auch auf medizinische Risiken hin, wenn Menschen zugleich arm und hochbetagt seien oder eine Migrationsgeschichte hätten: „Dann überschneiden sich die Risiken.“
Auch lebten Arme häufiger als reichere Bevölkerungsgruppen in schlecht isolierten Wohnungen ohne Klimatisierung, in dicht besiedelten Quartieren mit wenig Grün, „in denen sich dann sogenannte Hitzeinseln bilden“, oder an viel befahrenen Straßen, die den Hitze-Effekt verstärkten. Da arme Menschen sich keinen Urlaub leisten könnten, seien sie auf den öffentlichen Raum in ihren Wohnorten angewiesen, doch der bietet nach Yeungs Darstellung „zu wenig Schatten, zu wenig Schutz“.
Als Aufenthaltsort blieben oft nur klimatisierte Einkaufszentren. „Ob man sich da als armer Mensch den ganzen Tag aufhalten möchte, während alle anderen ihren Einkäufen nachgehen, weiß ich nicht“, sagte die Klimareferentin des Paritätischen.
Yeung lobte aber auch die Kommunen, die sich „auf den Weg gemacht“ hätten beim Thema Hitzeschutz. Vorbildlich sei zum Beispiel die Stadt Mannheim, die ein Warnsystem aufgebaut habe und die Begrünung in besonders belasteten Stadtteilen vorantreibe. Ein anderer Ansatz seien Hilfspersonen, die bei Hitze zum Beispiel Einkäufe für gefährdete Bevölkerungsgruppen übernehmen.