Berlin (epd). Der Wirtschaftsweise Martin Werding hat regelmäßige Anhebungen des Renteneintrittsalters vorgeschlagen. „Eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze ab 2031 mindestens um sechs Monate alle zehn Jahre würde zur Stabilisierung des Rentenniveaus beitragen“, sagte der Bochumer Ökonom den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag online). Das Renteneintrittsalter liegt in Deutschland für den Jahrgang 1964 und folgende Jahrgänge aktuell bei 67 Jahren. Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner wird in den kommenden Jahren deutlich steigen, während die Zahl der einzahlenden Arbeitnehmer sinkt.
Die Reformpläne von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) wie etwa die Neuauflage der Haltelinie für das Rentenniveau bei 48 Prozent und die Mütterrente II würden den Haushalt stark belasten, sagte Werding. „Das engt die Spielräume für öffentliche Investitionen ein.“ Angesichts der fortschreitenden demografischen Alterung sollten die Rentenausgaben „gedämpft und nicht noch ausgeweitet werden“, betonte der Wirtschaftsweise. Er sprach sich für einen raschen Ausbau ergänzender, kapitalgedeckter Renten aus.
Der Ökonom schlug zudem vor, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Rentenkommission sollte sich grundlegender mit der Rentengestaltung befassen als bisher geplant. „Ein breiterer Auftrag, der sich unmittelbar auf eine angemessene Rentenpolitik zur Bewältigung des Alterungsprozesses bezieht, wäre besser“, sagte der Ökonom. Wenn eine Kommission mit diesem Auftrag rasch eingesetzt werde und 2026 oder 2027 Vorschläge vorlege, sei eine Umsetzung in dieser Legislaturperiode noch möglich. In einer Rentenkommission soll laut Koalitionsvertrag bis zur Mitte der Legislaturperiode eine neue Kenngröße für ein Gesamtversorgungsniveau geprüft werden.