Russische Söldner in Mali: "Das Ziel ist, Terror zu verbreiten"

Russische Söldner in Mali: "Das Ziel ist, Terror zu verbreiten"
25.06.2025
epd
epd-Gespräch: Helena Kreiensiek

Frankfurt a.M., Paris (epd). Russische Söldner verbreiten in Mali laut dem französischen Investigativjournalisten Guillaume Vénétitay systematisch Terror und Angst. Kämpfer der Wagner-Truppe hätten während ihrer Patrouillen Menschen „teils wahllos, teils gezielt entführt, dann verhört und in vielen Fällen gefoltert“, sagte Vénétitay dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei sei kein Unterschied zwischen Zivilisten und Kämpfern gemacht worden. „Das Ziel ist, Terror zu verbreiten, um die Bevölkerung in den Griff zu bekommen“, sagte der Journalist, der federführend an einer Recherche zu Foltergefängnissen in dem Sahel-Staat beteiligt war.

Laut der Mitte Juni vom Journalistenkollektiv Forbidden Stories veröffentlichten Recherche haben die russischen Wagner-Söldner in Mali in mindestens sechs Haftzentren Menschen willkürlich festgehalten und gefoltert. Laut Aussagen von Ex-Häftlingen habe Wagner in den Lagern eigene Bereiche unterhalten, die vom malischen Militär nicht betreten worden seien, sagte Vénétitay.

Die in Mali herrschende Militärregierung hat sich zunehmend vom Westen, insbesondere der früheren Kolonialmacht Frankreich, abgewandt und setzt im Kampf gegen Rebellen und islamistische Gruppen auf die Kooperation mit Russland. Den Wagner-Söldnern sowie der malischen Armee wurden von Menschenrechtlern wiederholt schwere Verbrechen vorgeworfen. Zuletzt hatte die Söldnergruppe ihren Rückzug aus Mali angekündigt, jedoch soll das ebenfalls russische Afrika-Korps übernehmen.

Vénétitay zufolge ist noch nicht absehbar, wie die zukünftige Sicherheitspartnerschaft aussieht. Jedoch könne bis heute jeder inhaftiert werden, der in Verdacht stehe, mit Islamisten zu kooperieren. Die einzige Option, nicht unter Generalverdacht zu landen, sei, mit dem malischen Militär und den russischen Verbündeten zusammenzuarbeiten, etwa als Informant. „Das flößt der Bevölkerung Angst ein, denn die Geschichten über Folter und Entführungen verbreiten sich natürlich“, unterstrich der Journalist.

Das Journalistenkollektiv Forbidden Stories setzt die Recherchen von Journalistinnen und Journalisten fort, die aufgrund ihrer Arbeit getötet wurden. Die Recherchen zu Mali entstanden nach dem Tod der ukrainischen Journalistin Wiktorija Roschtschyna, die zu russische Haftlagern in den besetzten Gebieten der Ukraine recherchiert hat. Bei der Arbeit sei man darauf gestoßen, dass sich die Muster aus der Ukraine in Mali wiederholten, sagte Vénétitay.