Düsseldorf, Frankfurt a.M. (epd). Bauernpräsident Joachim Rukwied spricht sich dafür aus, Saisonarbeitskräfte vom Mindestlohn auszunehmen. „Wir schlagen vor, dass sie 80 Prozent des gesetzlichen Mindestlohns erhalten“, sagte der Präsident des Bauernverbandes der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Montag). „Saisonarbeitskräfte haben ihren Lebensmittelpunkt schließlich nicht in Deutschland“, argumentierte Rukwied. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) reagierte mit deutlicher Kritik.
Seit Jahresbeginn liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 12,82 Euro pro Stunde. Die Mindestlohnkommission will am Freitag ihren Beschluss für die Höhe der Lohnuntergrenze in den Jahren 2026 und 2027 präsentieren. Laut dem schwarz-roten Koalitionsvertrag ist ein Mindestlohn von 15 Euro im kommenden Jahr „erreichbar“.
Rukwied sagte der „Rheinischen Post“, wenn der Mindestlohn ohne Ausnahme auf 15 Euro pro Stunde erhöht werde, würde das viele Gemüse-, Obst- und Weinbaubetriebe vor Probleme stellen. „Wir stehen im europäischen Wettbewerb, und unsere Konkurrenten haben jetzt schon deutlich geringere Kosten. Die Politik muss handeln“, forderte der Bauernpräsident.
Der Vizevorsitzende der IG BAU, Harald Schaum, hielt dagegen: „Der Name sagt es ja schon, Mindestlohn“, erklärte Schaum in Frankfurt am Main. „Unter diese äußerste untere Grenze sollte das Entgelt nicht fallen, damit die Menschen einigermaßen davon leben können.“ Rukwieds Vorstoß bedeute, dass bei Arbeitskräften gespart werden solle, die oftmals an der Armutsgrenze lebten. „Da sagen wir ganz klar nein, daran wird nicht gerüttelt“, erklärte der Gewerkschafter.
Schaum wies darauf hin, dass es für landwirtschaftliche Betriebe bereits verschiedene Ausnahmeregelungen gebe. Unter anderem seien kurzfristige Beschäftigungen unter bestimmten Voraussetzungen sozialversicherungsfrei, ei der Krankenversicherung ermögliche der Abschluss einer Gruppenversicherung Einsparungen. Außerdem könnten die Betriebe Kosten für Unterkunft und Verpflegung direkt vom Lohn abziehen. Diese Möglichkeit werde „weidlich ausgenutzt“, erklärte Schaum. „In unseren jährlichen Monitorberichten sind das oftmals bis zu 50 Prozent des Lohns.“