Regensburg, Pozzallo (epd). Nach einer Rettung von Geflüchteten im Mittelmeer haben die italienischen Behörden das Schiff „Sea-Eye 5“ festgesetzt. Die Maßnahme sei unrechtmäßig, erklärte die Organisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, am Dienstag. Die Besatzung hatte davor 65 Menschen von einem in Seenot geratenen Schlauchboot zum Hafen von Pozzallo gebracht.
Die Festsetzung sei ein „politisch motivierter Akt“ und ein „schwerwiegender Angriff auf die zivile Seenotrettung“, sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Die Organisation werde beschuldigt, die Anweisungen der Seenotleitung in Rom missachtet zu haben. Zum einen soll Sea-Eye die Übergabe Schutzbedürftiger an die Küstenwache verweigert haben, zum anderen die Weiterfahrt zum Hafen Tarent verspätet angetreten haben.
Sea-Eye wies die Vorwürfe zurück. Die Organisation werde juristisch gegen die Festsetzung vorgehen.
Die Crew der „Sea-Eye 5“ habe nach Verhandlungen mit Verweis auf internationales Seerecht erreicht, den Hafen von Pozzallo auf Sizilien ansteuern zu dürfen, statt dem zunächst zugewiesenen und viel weiter entfernten Tarent. Nachdem alle Personen sicher an Land gebracht worden seien, sei das Schiff am Montagabend offiziell festgesetzt worden. Es sei die erste Festsetzung des seit Dezember 2024 von Sea-Eye betriebenen Schiffes, hieß es.
Das Mittelmeer zählt zu den weltweit gefährlichsten Fluchtrouten. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Beginn des Jahres bereits mindestens 743 Menschen bei der Überfahrt ums Leben, oder sie werden vermisst. Für 2024 liegt diese Zahl bei 2.475. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher.