Bundesamt vergibt seltener Schutz für afghanische Männer

Bundesamt vergibt seltener Schutz für afghanische Männer

Berlin (epd). Die Schutzquote für afghanische Männer in deutschen Asylverfahren ist deutlich gesunken. Von Anfang Januar bis Ende April 2025 erhielten rund 45 Prozent der afghanischen Antragsteller Schutz. Im Vorjahreszeitraum waren es noch knapp 71 Prozent. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hervor, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen.

Das Bundesamt entschied im genannten Zeitraum 2025 über 18.635 Anträge von Afghaninnen und Afghanen, rund 2.700 mehr als im Vorjahr. Insgesamt 14.973 Entscheidungen entfielen auf Männer. 2025 erhielten 5.098 von ihnen zwischen Januar und April eine Ablehnung, 2024 waren es nur 350. Die Zahlen für 2025 hatte die Linksfraktion im Bundestag erfragt; die für 2024 teilte die Behörde auf epd-Anfrage mit.

Besonders deutlich sank die Zahl der erteilten Abschiebungsverbote für männliche Antragsteller - von 45 Prozent im Vorjahr auf 28 Prozent. Abschiebungsverbote werden erteilt, wenn keine anderen Schutzformen wie Asyl greifen, aber bei einer Rückführung eine konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht oder ein Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention droht.

Das Bundesamt bestätigte auf epd-Anfrage, dass es seine Bewertung der Lage in Afghanistan im März 2025 überarbeitet habe. Grundlage seien aktuelle Erkenntnisse zur anhaltenden Wirtschaftskrise und zur verbreiteten Ernährungsunsicherheit. Zugleich würden mögliche Rückkehrhilfen wieder stärker berücksichtigt. Die Schwelle für ein Abschiebungsverbot sei gesetzlich sehr hoch, betonte die Behörde. Eine allgemeine Gefahr durch schlechte humanitäre Bedingungen könne „nur im Ausnahmefall zu einer positiven Feststellung führen“. Besonders bei der Gruppe der „jungen, gesunden und arbeitsfähigen Männer“ komme eine Ablehnung in Betracht, „wenn im Einzelfall keine besonderen Vulnerabilitäten“ vorliegen, hieß es weiter.

Die Linken-Abgeordnete Clara Bünger kritisierte das Vorgehen scharf. „Es ist Ausdruck von politischer Willkür, wenn das Bamf behauptet, junge gesunde Männer könnten sich in Afghanistan durchschlagen“, sagte sie. Die Schutzquote für männliche Geflüchtete aus Afghanistan sei drastisch zurückgegangen, obwohl sich an der politischen und humanitären Lage in dem Land nichts verbessert habe. „Offenbar wurde im Bundesinnenministerium und beim Bamf kurzerhand entschieden, dass in Deutschland kein Platz mehr für junge Afghanen sein soll“, sagte Bünger. Mit den tatsächlichen Bedingungen unter der Herrschaft der Taliban ließen sich die vielen Ablehnungen nicht in Einklang bringen.