Berlin (epd). Die Zahl registrierter antimuslimischer Übergriffe in Berlin ist im vergangenen Jahr drastisch gestiegen. Sie habe um rund 68 Prozent auf 644 dokumentierte Übergriffe nach 285 Vorfällen ein Jahr zuvor zugenommen, erklärte die Co-Geschäftsführerin der Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit (Claim), Rima Hanano, bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2024 am Mittwoch in Berlin. Unter den Vorfällen befänden sich 285 Diskriminierungen, knapp 250 verbale Angriffe und mehr als 50 Körperverletzungen.
Täglich ereigneten sich damit im Durchschnitt knapp zwei antimuslimische Vorfälle in der Bundeshauptstadt, hieß es. In dem Bericht der Allianz ist von einem „alarmierenden Anstieg dokumentierter antimuslimischer Vorfälle“ die Rede.
In knapp zwei Dritteln der Fälle seien Frauen das Ziel gewesen, häufig auch in Begleitung ihrer Kinder. Insbesondere Frauen in sichtbar religiöser Kleidung seien betroffen gewesen. Auffällig sei zudem, dass sich die meisten Vorfälle (35 Prozent) im Bildungsbereich ereigneten. Die Allianz beobachte, dass sich vermehrt Lehrkräfte rassistisch äußerten. Auch im öffentlichen Raum (20 Prozent) und der Arbeitswelt (elf Prozent) hätten sich 2024 viele Übergriffe ereignet.
Die Allianz forderte mehrere Maßnahmen zur Bekämpfung antimuslimischer Übergriffe: Neben einer besseren Erfassung von antimuslimischem Rassismus müssten Beratungsstellen dauerhaft finanziert werden. Auch solle ein Rechtshilfefonds eingerichtet werden, damit sich Betroffene besser wehren könnten.
Die Zahlen stammten unter anderem von sechs Melde- und Beratungsstellen, aus parlamentarischen Anfragen, der Statistik über politisch motivierte Kriminalität und Pressemeldungen der Polizei. Trotzdem gehe die Allianz von einer hohen Dunkelziffer aus. Kommende Woche will sie die bundesweiten Fallzahlen vorstellen.