Kongo-Experte zum Stopp der US-Hilfen: "Situation ist dramatisch"

Kongo-Experte zum Stopp der US-Hilfen: "Situation ist dramatisch"
07.06.2025
epd
epd-Gespräch: Lena Köpsell

Berlin (epd). Die humanitäre Lage in der Demokratischen Republik Kongo hat sich nach dem Stopp der Hilfsgelder aus den USA laut der Hilfsorganisation Oxfam dramatisch verschlechtert. „Wir haben kaum noch Mittel, um die Menschen mit Nahrung und Wasser zu versorgen. Die Situation ist dramatisch“, sagte Landesdirektor Manenji Mangundu dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die USA hätten bisher 70 Prozent der humanitären Hilfe finanziert - im vergangenen Jahr fast eine Milliarde US-Dollar.

Infolge der eingestellten Hilfsgelder mussten Mangundu zufolge bereits 87 lokale Hilfsorganisationen schließen. Auch Oxfams Finanzierung von 13,5 Millionen Dollar für lebensrettende Maßnahmen sei komplett gestrichen worden. Die Organisation habe 44 von 70 Mitarbeitern entlassen müssen. Man könne nur noch einen Bruchteil der zuvor 5,6 Millionen Menschen erreichen.

Der Oxfam-Landesdirektor äußerte sich insbesondere besorgt über die humanitäre Lage im Osten des Landes. „Seit Januar haben wir eine massive Eskalation der Konflikte erlebt“, sagte Mangundu. Die Eroberung der Städte Goma und Bukavu in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu durch die Rebellengruppe M23 habe die Situation verschärft.

Die von Ruanda unterstützte M23-Miliz hatte Anfang des Jahres eine Offensive im Ostkongo gestartet und große Geländegewinne gemacht. Hunderttausende Menschen sind vor der Gewalt geflohen. Bei dem Konflikt geht es unter anderem um die Kontrolle über wertvolle Bodenschätze wie Coltan oder Gold. Trotz der großen Not in der Region erlaubt M23 laut Oxfam-Direktor Mangundu in den von ihr kontrollierten Gebieten keine offiziellen Lager für vertriebene Menschen.

„Die Menschen müssen daher bei der lokalen Bevölkerung unterkommen“, sagte er. Dörfer, die früher 1.200 Einwohner hatten, beherbergten jetzt 30.000 Menschen. Die Vertriebenen verfügten nur über Plastikplanen als Schutz, die sie bei ihrer Flucht mitnehmen konnten.

Die Ernährungslage in dem zentralafrikanischen Land bezeichnete Mangundu insgesamt als katastrophal: 26 Millionen Menschen seien von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen, 60 Prozent davon im Ostkongo. „Die Menschen können ihre Felder nicht mehr bestellen oder haben keinen Zugang zu ihrem Land“, erklärte er. Vier Millionen Kinder seien von Mangelernährung bedroht, 2,1 Millionen Jungen und Mädchen im Osten bereits unterernährt.