Bielefeld (epd). Ein ehemaliger Diakon aus dem evangelischen Kirchenkreis Bielefeld ist wegen Missbrauchs in mehreren Fällen zu 23 Monaten Haft auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Mann sei geständig gewesen, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts Bielefeld am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bewährungszeit beträgt vier Jahre. Als Geldstrafe muss der Mann 6.000 Euro zahlen. Zudem habe der Angeklagte den Anspruch der Geschädigten auf Schmerzensgeld anerkannt. (AZ: 150/LS 124/24)
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen in sieben Fällen vorgeworfen. Zudem war der Mann wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material angeklagt. Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Jahr 2021 Anzeige gegen den inzwischen gekündigten Mitarbeiter erstattet.
Zu den Vorfällen kam es laut Anklage im Zeitraum von 2005 bis 2011. Der Beschuldigte lud demnach einen Kreis von Jugendlichen regelmäßig privat ein. Die Anwesenden sollen zum Teil nackt zusammengesessen haben. Dabei seien auch Aufnahmen gemacht worden. Der Mann berührte den Angaben zufolge mehrere männliche Jugendliche in sexueller Absicht an deren Geschlechtsorganen. Darüber hinaus sollen gemeinsame Saunagänge und Massagen stattgefunden haben.
Der Kirchenkreis Bielefeld hatte nach eigenen Angaben unmittelbar nach Bekanntwerden des Falles den Beschuldigten vom Dienst freigestellt und das Arbeitsverhältnis beendet. Zudem hatte der Kirchenkreis bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Strafanzeige erstattet.
Unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens sei im März dieses Jahres in Abstimmung mit den Betroffenen eine wissenschaftliche Studie zur Aufarbeitung in Auftrag gegeben worden, erklärte der Bielefelder Superintendent Christian Bald. „Wir werden die Ergebnisse des Abschlussberichts veröffentlichen und Empfehlungen aus der wissenschaftlichen Aufarbeitung mit Blick auf unsere Strukturen innerhalb der Kirche umsetzen“, erklärte Bald.