Böckler-Stiftung: Steigende Armut bei wachsender Zahl von Millionären

Böckler-Stiftung: Steigende Armut bei wachsender Zahl von Millionären

Düsseldorf, Wiesbaden (epd). Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung sieht in der steigenden Zahl von Einkommensmillionären eine Gefahr für die Demokratie. Der Zunahme der Zahl von Millionären in Krisenzeiten stehe eine Zunahme von Armut gegenüber, sagte die Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Stiftung, Bettina Kohlrausch, am Dienstag in Düsseldorf: „Das Gefühl großer sozialer Ungleichheit ist dabei Wasser auf die Mühlen derer, die die demokratische Ordnung grundsätzlich infrage stellen.“

Zuvor hatte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitgeteilt, dass im Jahr 2021 insgesamt 34.500 lohn- und einkommenssteuerpflichtige Personen Einkünfte von einer Million Euro oder mehr erzielt hätten. Das seien 5.200 mehr als noch im Jahr zuvor gewesen (plus 18 Prozent). Ein Teil dieses Zuwachses könne auf die Inflation zurückgeführt werden. Rechne man die Teuerung heraus, seien es 12 Prozent mehr Einkommensmillionäre gewesen.

Laut Statistischem Bundesamt erzielten 20.600 dieser Steuerpflichtigen (60 Prozent) ihr Millioneneinkommen aus einem Gewerbebetrieb als Haupteinnahmequelle. 6.500 (19 Prozent) bezogen ein entsprechendes Einkommen aus nichtselbstständiger Arbeit, 5.300 (15 Prozent) aus selbstständiger. Andere Einkommensarten spielten demnach eine untergeordnete Rolle. Der Durchschnitt der Jahreseinkünfte der Einkommensmillionäre habe 2,8 Millionen Euro betragen. Im Jahr davor seien es im Schnitt 2,6 Millionen Euro gewesen. Insgesamt erzielten die 43,3 Millionen Steuerpflichtigen in Deutschland im Jahr 2021 Einkommen von zwei Billionen Euro.

Kohlrausch sagte, seit der Pandemie hätten die Sorgen über die soziale Ungleichheit in Deutschland zugenommen. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigten, dass die Besorgnis vieler Menschen insbesondere mit kleinen und mittleren Einkommen einen realen Grund habe.