Berlin (epd). Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Deutschland ist neuen Daten zufolge im vergangenen Jahr stark gestiegen. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) trug gut 8.600 Fälle zusammen, 77 Prozent mehr als 2023. „Damit bewegt sich das Vorfallgeschehen zahlenmäßig weiterhin auf einem sehr viel höheren Niveau als vor dem 7. Oktober 2023“, dem Tag des Hamas-Überfalls auf Israel, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Rias-Bericht. Ein Rückgang im Jahresverlauf 2024 sei „nicht zu erkennen“ gewesen.
In einzelnen Kategorien war die Entwicklung nach oben besonders ausgeprägt. Das trifft etwa auf antisemitische Vorfälle an Hochschulen zu, wo die Fallzahl sich von 151 auf 450 beinahe verdreifachte. Im Jahr 2022 waren lediglich 23 Fälle gezählt worden. Einen deutlichen Anstieg gab es auch bei antisemitischen Angriffen - hier wurden 186 Fälle erfasst nach 127 im Jahr 2023. Ähnlich sah es bei Bedrohungen mit antisemitischem Hintergrund aus: In dieser Kategorie gab es einen Anstieg von 189 auf 300 Fälle.
„Die Reaktionen auf den 7. Oktober 2023 und der Krieg in Gaza bestimmen die Vorfallslage“, erklärte der Verband. 68 Prozent der dokumentierten antisemitischen Vorfälle 2024 hatten demnach „einen Bezug zu Israel und zum anhaltenden Krieg in Nahost“.
Für den Bericht wurden Vorfälle ausgewertet, die dem Rias-Bundesverband, den regionalen Rias-Meldestellen oder einer kooperierenden Organisation zugetragen wurden. Die Meldungen wurden den Angaben zufolge verifiziert und analysiert. Der Bundesverband betont, dass er von einer hohen Dunkelziffer ausgeht.