69 Menschenrechtsverteidiger seit Jahresbeginn in Kolumbien ermordet

69 Menschenrechtsverteidiger seit Jahresbeginn in Kolumbien ermordet

Berlin, Bogotá (epd). In diesem Jahr wurden in Kolumbien laut dem Friedensforschungsinstitut Indepaz bereits 69 Menschenrechtsverteidiger ermordet. Zuletzt gab das Institut am Montag (Ortszeit) den Tod des Pädagogen und Kinderrechtlers Edgar Velasco im südwestlichen Departement Cauca bekannt, der am Sonntag getötet worden sei. Am Tag davor wurde demnach die Aktivistin Lina María Puentes Vega in der benachbarten Provinz Huila ermordet, die sich für die Suche nach Verschwundenen des Bürgerkrieges eingesetzt hat. Über die Täter gibt es laut Indepaz bislang keine Informationen.

Kolumbien ist eines der gefährlichsten Länder für Menschenrechtsverteidiger und Aktivisten. Die Mehrheit von ihnen sind Bauern, Indigene und Afro-Kolumbianer, die in Gebieten leben, die von paramilitärischen Banden und der Drogenmafia kontrolliert werden. In diesen Regionen, die oft zu den ärmsten des Landes gehören, sind staatliche Sicherheitskräfte und Justiz wenig präsent. Besonders prekär ist die Sicherheitslage im Department Cauca, einem ehemaligen Kampfgebiet der 2016 demobilisierten Farc-Guerilla. Dort wurden laut Indepaz in diesem Jahr bereits 17 Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler umgebracht, seit 2016 waren es 354 Aktivisten.

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat bei Amtsantritt im Jahr 2022 versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Allerdings wurden vereinbarte Waffenruhen immer wieder gebrochen. Seit einigen Monaten wird Kolumbien von einer neuen Welle der Gewalt erfasst.

2016 schlossen die Farc-Guerilla und die Regierung unter dem damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos einen Friedensvertrag. Bei dem seit rund 60 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Das Land ist bis heute zerrissen.