UN verlangen Untersuchung mutmaßlicher Tötungen von Palästinensern

UN verlangen Untersuchung mutmaßlicher Tötungen von Palästinensern
Nach mutmaßlichen Tötungen von Hilfe suchenden Palästinensern fordert UN-Chef Guterres eine unabhängige Untersuchung. Ärzte ohne Grenzen kritisiert das neue Hilfssystem im Gaza-Streifen als "entmenschlichend, gefährlich und äußerst ineffektiv".

New York, Genf (epd). UN-Generalsekretär António Guterres fordert eine unabhängige Untersuchung der mutmaßlichen Tötungen von Hilfe suchenden Menschen im Gaza-Streifen. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, verlangte Guterres am Montag in New York. Israel habe als Besatzungsmacht die völkerrechtliche Verpflichtung, Hilfe für die Bevölkerung zuzulassen und zu ermöglichen.

Nach Medienberichten hatten israelische Soldaten am Wochenende Menschen getötet und verletzt, die in dem Palästinensergebiet bei der umstrittenen „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF) Lebensmittel abholen wollten. Israels Armee streitet ab, dass Soldaten „innerhalb oder nahe“ der Ausgabestellen das Feuer eröffnet hätten.

Israel und die USA unterstützen die Aktivitäten der GHF, die seit voriger Woche Hilfe verteilt. Die UN hingegen kritisieren die Stiftung und werfen ihr vor, nicht nach humanitären Prinzipien wie der Neutralität zu handeln.

Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen übte scharfe Kritik an dem neuen Verteilsystem. „Die Ereignisse zeigen einmal mehr, dass dieses neue System der Hilfe entmenschlichend, gefährlich und äußerst ineffektiv ist“, erklärte die Notfallkoordinatorin im Gaza-Streifen, Claire Manera. Die zivilen Toten und Verletzten seien vermeidbar gewesen.

Teams von Ärzte ohne Grenzen behandeln derzeit Menschen mit schweren Verletzungen im Nasser-Krankenhaus in der südlichen Stadt Chan Junis, die bei der Ausgabestelle Lebensmittel abholen wollten. Einige Verletzte befinden sich weiterhin in kritischem Zustand und werden operiert. Aufgrund nahezu leerer Blutbanken mussten medizinische Mitarbeitende selbst Blut spenden. Die Gänge im Krankenhaus seien voller Patientinnen und Patienten gewesen, weil die Zimmer bereits mit Verletzten überfüllt waren, beschreibt die Pressereferentin Nour Alsaqa die Situation vor Ort. „Sie hatten Schusswunden an Armen und Beinen, ihre Kleidung war blutdurchtränkt.“

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas hat im Gaza-Streifen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Nach UN-Angaben sind die rund zwei Millionen Bewohnerinnen und Bewohner des Gebiets von einer Hungersnot bedroht. Israel hat im Zuge des seit mehr als eineinhalb Jahren andauernden Konflikts immer wieder Hilfslieferungen blockiert. Nach einer wochenlangen Blockade seit Anfang März gelangte zuletzt wieder in kleinerem Umfang humanitäre Hilfe in den Gaza-Streifen. Die Vereinten Nationen dringen jedoch auf eine deutliche Ausweitung der Hilfe. Ausgelöst wurde der jüngste Nahost-Krieg durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023.