Mexiko-Stadt (epd). Mexiko hat am Sonntag (Ortszeit) erstmals per Volkswahl seine Richter gewählt. Laut einem Bericht der Agentur „Proceso“ nahmen allerdings nur wenige Bürger an der Abstimmung teil. Zu Beginn der Auszählung der Wahl für die 881 Bundesrichterposten, darunter auch die neun Richter des Obersten Gerichtshofs, schwankte die Wahlbeteiligung um die Zehn-Prozent-Marke. Damit lag die Wahlbeteiligung unter der Erwartung der Wahlbehörden und der Regierung. Zudem war nach Angaben des mexikanischen Wahlinstituts (INE) jede fünfte abgegebene Stimme ungültig.
Umfragen zufolge stand eine Mehrheit der Bevölkerung der neuartigen Wahl positiv gegenüber. Viele Mexikaner kritisieren den Justizapparat als äußerst ineffizient und korrupt. Doch die hohe Komplexität der Wahl mit mehreren tausend kaum bekannten Kandidaten für unterschiedliche Gerichte schreckte einen Großteil der fast 100 Millionen Stimmberechtigten ab.
Das Wahlinstitut vermeldete einen ruhigen Wahltag, an dem 99.9 Prozent der Urnen eingerichtet werden konnten. Die rechte Opposition hatte zuvor die massive Verbreitung von Wahlempfehlungen kritisiert. Diese begünstigten die der Regierungspartei Morena nahestehenden Kandidaten, so die Oppositionsparteien. Deren Befürchtung ist, dass die gemäßigt linke Regierungspartei nach der Richterwahl auch die dritte Macht im Staat kontrollieren wird.
Für den Vorsitz des Obersten Gerichtshof galten die bisherigen Richterinnen Yasmín Esquivel und Lenia Batres sowie der indigene Anwalt Hugo Aguilar als aussichtsreichste Anwärter. Alle drei stehen Morena nahe. Angesichts der Komplexität der Auszählung wird das Wahlinstitut erste gesicherte Ergebnisse am Dienstag bekanntgeben.