Santiago (epd). Nach ihrer Abschiebung aus den USA haben mehrere chilenische Staatsbürger von menschenunwürdigen Zuständen in US-amerikanischen Abschiebehaftanstalten berichtet. Nach der Ankunft eines Charterfluges mit 45 Abgeschobenen am Freitagmorgen (Ortszeit) in Santiago de Chile schilderten Betroffene gegenüber lokalen Medien ihre Erfahrungen. Dabei warfen sie den US-Behörden unter anderem Rechtsverletzungen und Misshandlungen vor.
„Wir wurden in einen Raum gebracht, den sie den ‚Kühlschrank‘ nennen, ohne Decken oder Matratzen bei 12 Grad Celsius“, sagte ein Abgeschobener dem Fernsehsender Mega. Der Radiosender Bio Bio berichtete von Aussagen über tagelangen Entzug von Nahrung, Diebstahl persönlicher Gegenstände durch das Wachpersonal sowie fehlenden Zugang zu juristischer Unterstützung. Ein anderer Betroffener sagte dem Sender zufolge: „Sie haben Lateinamerikaner wegen ihrer Hautfarbe verfolgt.“
Nach Angaben der US-Behörden wurden seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump bis Ende April mehr als 142.000 Menschen überwiegend in lateinamerikanische Länder abgeschoben. Der Flug nach Chile war der erste dieser Art. Die meisten der Betroffenen gaben an, wegen abgelaufener Visa festgenommen worden zu sein. Einige erklärten, über gültige Aufenthaltstitel verfügt zu haben. Man habe ihnen jedoch mitgeteilt, ein Einspruch sei zwecklos.
Chile ist das einzige Land Lateinamerikas, dessen Staatsangehörige im Rahmen des sogenannten Visa-Waiver-Programms bis zu 90 Tage ohne Visum in die USA einreisen dürfen. In der Vergangenheit hatten US-Politiker wiederholt gefordert, das Programm für chilenische Staatsbürger auszusetzen, da es für illegale Zwecke missbraucht werde.