Magdeburg, Naumburg (epd). Ein Abschiebeversuch im sachsen-anhaltischen Naumburg sorgt für massive Kritik. Die Erziehungsgewerkschaft GEW in Sachsen-Anhalt sprach am Freitag in Magdeburg von einem unmenschlichen Vorgang, der einen eklatanten Verstoß gegen die Grundrechte von Kindern und gegen die Werte der Gesellschaft darstelle. Nach Medienberichten war ein zehnjähriges syrisches Mädchen während des laufenden Sportunterrichts in Naumburg (Burgenlandkreis) von Beamten zur geplanten Abschiebung abgeführt worden.
Nach Informationen der „Mitteldeutschen Zeitung“ führte ein Beamter die weinende Drittklässlerin aus der Sporthalle. Die Zehnjährige habe ihre Lehrerin um Hilfe angefleht. Die achtköpfige Familie sollte demnach in der vergangenen Woche nach Syrien abgeschoben werden, der Flug sei aber letztlich nicht zustande gekommen.
Die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt, Eva Gerth, äußerte Empörung und Entsetzen über den Vorgang. In Schulen lernende Kinder verdienten Schutz, Bildung und eine sichere Umgebung: „Die Vorstellung, dass sie ausgerechnet an dem Ort, der ihnen Stabilität und Hoffnung bietet, herausgerissen werden, ist schlichtweg inakzeptabel.“
Auch Sachsen-Anhalts Integrationsbeauftragte Susi Möbbeck (SPD) äußerte sich in der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Freitag) kritisch: „Schulen müssen Schutzräume sein, an denen Vertrauen und Bildung im Mittelpunkt stehen.“ Wenn staatliche Stellen vor den Augen von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften Abschiebungen vollzögen, hinterlasse das nicht nur tiefe Verunsicherung, sondern könne auch eine traumatisierende Wirkung entfalten.