Theologe: Vatertagsrituale gehen auf katholische Prozessionen zurück

Theologe: Vatertagsrituale gehen auf katholische Prozessionen zurück
22.05.2025
epd
epd-Gespräch: Daniel Behrendt

Göttingen (epd). Christi Himmelfahrt kann nach Ansicht des Göttinger Theologen Wolfgang Reinbold als „kleine Schwester des Osterfests“ verstanden werden. Beide christlichen Feste transportierten im Kern dieselbe Botschaft, sagte der Professor für Neues Testament an der Uni Göttingen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sowohl an Ostern als auch am Himmelfahrtstag gehe es um den Sieg des Lebens über den Tod.

Dass Gott die Macht des Todes überwunden habe, sei als Zusage an die Menschen zu verstehen, auch im Sterben und darüber hinaus geborgen zu sein. „Wenn ich darauf vertraue, kann ich mit dem Tod anders umgehen, mit all den Konsequenzen, die das hat - für mich, in der Familie, im Krankenhaus, im Hospiz und so weiter“, sagte der Theologe.

Reinbold hob hervor, dass die bis heute verbreitete Vorstellung, dass Jesus 40 Tage nach seiner Auferweckung „in den Himmel emporgehoben“ worden sei, in der Bibel kaum vorkomme. Von den vier Evangelisten fasse einzig Lukas die Botschaft von der Himmelfahrt in ein derart „dramatisiertes“ Bild. „Lukas macht daraus eine Szene, die man verfilmen kann - wie es dann auch passiert ist“, sagte der Neutestamentler.

Reinbold ging zudem auf den „Vatertag“ ein, als der der Himmelfahrtstag insbesondere von Männern begangen wird. Der Brauch, an diesem Tag in der freien Natur „Herrenpartien“ und „feucht-fröhliche Frühlingsumzüge mit Bier und Bratwurst“ zu veranstalten, habe seine Wurzeln unter anderem in der Tradition der Bittprozessionen. Diese zumeist vor Himmelfahrt stattfindenden Umzüge, in denen Gläubige durch Felder und Wälder ziehen, um etwa für gutes Wetter und reiche Ernten zu beten, seien bis heute in manchen katholisch geprägten Regionen verbreitet, erläuterte Reinbold.